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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 40
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0042
d) Nach dem dritten Rheinübergang

Als Frankreich im Jahre 1799 gegen Österreich den Krieg wieder eröffnete,
fing das unbeschreibliche Elend für die Ortenau von neuem an. Am 1. März setzte
General Jourdan seine Streitkräfte bei Kehl und Hüningen über den Rhein. Widerstandslos
drangen die Franzosen über die Schwarzwaldpässe nach Schwaben. Ein
Teil der Truppen blieb zur Sicherung der Rheinübergänge zurück. Für die in der
Ortenau einquartierten Franzosen hatten die Ortenauer Landstände im März 1799
die Summe von 423 091 fl. aufzubringen.

General Jourdan wurde von Erzherzog Karl in Schwaben so entscheidend geschlagen
, daß er mit dem Rest seiner Armee in die Rheinebene floh. Die Österreicher
hielten die Schwarzwaldpässe besetzt und führten von hier aus mit Hilfe
der bewaffneten Bauern und des Ortenauer Landsturmes den Kleinkrieg gegen
die Franzosen.

Unsere Gemeinderechnung berichtet, daß sich die Franzosen hier versammelt
hatten. Bei Goldscheuer schlugen sie auf dem Gewann Wort ihr Lager auf und
blieben daselbst bis zum 20. August, waren dann nochmals hier vom 5. bis
20. September. Die hiesigen Wirte mußten die Offiziere aus dem Wörtlager reichlich
beköstigen. Sonnenwirt Joseph Kern reicht darüber an die Gemeinde eine
Rechnung von 600 fl. ein. „Item den 5. Sept. hab ich den Kommandanten und
noch 60 Offiziere aus dem Lager beköstigt und noch für sie einkaufen müssen:
20 S Butter a 24 kr., 24 Laib Brot a 18 kr., 10 Paar Hühner ä 30 kr., 30 S
Kalbfleisch a 10 kr." — Lehrer Xaver Rimmelin in Kittersburg verköstigte vom
8. Juli bis 20. August den Kommandanten mit Offizieren (täglich 10). Für ein
Mittagessen ohne Wein berechnet er 30 kr. und für ein Abendessen 24 kr. Seine
Gesamtforderung betrug 477 fl. Wie Rimmelin in seiner Rechnung bemerkt, zechten
die Franzosen vor ihrem Abzüge am 20. August noch einmal besonders tüchtig.
Auf Befehl des Kommandanten packten seine zwei Bedienten ein: eine siebenpfün-
dige Hammelkeule, 4 EC Speck, 2 u' gekochten Schinken, macht zusammen 5 fl.
48 kr. Vom 14. bis 19. August blieben mir die Offiziere insgesamt den Wein und
das Bier schuldig für 60 fl. Weißbrot von Straßburg ist gebraucht worden für
15 fl. 40 kr.

Adlerwirt Jakob Krämer berechnet für die Verpflegung des französischen
Generals mit andern Offizieren vom 6. bis 25. April 136 fl. Schmiedemeister Georg
Krus führt in seiner Rechnung mit 134 fl. an: „Vom 26. Brachmonat bis 1. August
haben fünf Fahnenschmiede unausgesetzt in meiner Werkstatt bei meinen Kohlen
und meinem Handwerkszeug gearbeitet, daß ich nebstbei nicht das mindeste verdienen
konnte. Für 350 6 Eisen habe ich allein 53 fl. zu fordern. Auf die nämliche
Art hatten wir wiederum vom 6. bis 20. Herbstmonat vier Fahnenschmiede des
nämlichen Kavallerie-Regiments in meiner Werkstatt." Schmiedemeister Michael
Fehrenbach fordert für Hufbeschläge 145 fl., Konrad Mayer in Marlen 132 fl.

An Vieh wurde aus der Gemeinde den Franzosen geliefert: 2 Pferde für 206 fl.,
3 Stiere für 125 fl., 1 Ochse für 33 fl., 6 Kühe, eine im Durchschnittswert zu 45 fl.

Aus dem Diätenzettel des Gerichtsmannes Peter Klotz entnehmen wir, was allerhand
für das feindliche Militär getan werden mußte.

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