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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 46
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0048
werksburschen, polnischen Flüchtlingen und Revolutionären verschiedener Länder.
Mit diesem zusammengewürfelten Haufen, 3000 Mann stark, bezog er in Straßburg
und Umgebung Quartier, um von hier aus auf Anruf den badischen Revolutionären
Hilfe zu bringen.

Zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung im Lande bat die badische
Regierung den Bundestag um zuverlässige Truppen, da sie sich auf ihr eigenes
Militär nicht mehr verlassen konnte. Nach wenigen Tagen standen hessische,
württembergische und bayrische Truppen an der badischen Grenze. Jetzt entfachten
um die Osterzeit Hecker und Struwe im badischen Oberland Aufstände.
Die Freischarenhaufen wurden vom Militär überall geschlagen. Baden wurde mit
Militär von über 30 000 Mann besetzt. Auch die Gemeinde Goldscheuer hatte den
Sommer hindurch eine Besatzung. Die Gemeinderechnung vermerkt: „Da der Gemeinderat
durch die starke anhaltende Einquartierung des badischen Militärs, besonders
der Reiterei, durch Ankauf von Heu und Haber tägliches Abwägen und
Ausmessen und Abgabe an die Militärschaft alle Zeit verwenden mußte, daß ihm
keine Zeit zur Besorgung der Gemeindegeschäfte übrig blieb, so wurde von jedem
der drei Orte ein Mann zur Besorgung der Einquartierungsgeschäfte beauftragt für
die Zeit, so lange das Militär hier war." Es erhielt Joseph Fien in M. für die
Zeit vom 27. März bis 8. September 61 K fl., Bernhard Hügel in G. vom 7. April
bis 8. September 51 % fl., Joseph Frösel in K. vom 7. April bis 3. Mai 23 fl. Die
Bürger mußten die Lasten der Einquartierung und Verpflegung tragen. Wegen
gesteigerter Unzufriedenheit ließ Großherzog Leopold die Truppen zurückziehen.
Nachdem die Regierung die demokratischen Volksvereine aufgelöst hatte, kam es
Ende des Jahres 1848 zu einer Neugestaltung derselben. In unserer Gegend wurden
solche Vereine durch'die Tätigkeit des Kehler Arztes Küchelin gegründet. Adlerwirt
Krämer arbeitete weiterhin für die Sache der Republikaner. Von Marlen ging
eine Petition mit 181 Unterschriften ab um gänzliche Aufhebung der Ersten Kammer
und Auflösung der Zweiten. Am 13. Mai fuhren viele Bürger aus der Gemeinde zur
großen Landesversammlung der badischen Volksvereine nach Offenburg. Daraufhin
stellte die Gemeinde drei Instrukteure an zur Ausbildung einer Bürgerwehr
des 1. und 2. Aufgebots. Soldat Martin Schäfer aus Marlen erhielt täglich 48 kr.,
er exerzierte vom 25. Mai bis 19. Juni1). Eduard Himmel empfing für zweimal
tägliches Exerzieren vom 6. bis 25. Juni 15 fl. Der Oberinstrukteur Adam Grünauer
, der vom 18. Mai an das 1. und 2. Aufgebot leitete, bekam für 44 Tage 44 fl.
Zur Ausrüstung der Mannschaft bestellte die Gemeinde in Offenburg 60 Stück
Heckerhüte (graue Filzhüte) für 120 fl., 55 Stück Patronentaschen mit Banmet-
scheit und Gürtel mit Schloß, 1 Stück zu 2 fl. 42 kr. Eine aus Straßburg bezogene
Ordenanztrommel kostete 17 Franken. Da zu dieser Zeit die Gemeinde mit Offenburg
einen lebhaften schriftlichen Verkehr unterhielt, stellte sie als Extraboten
Joseph Wehrle an, der vom 14. Mai bis 14. Juli täglich für 43 kr. einen Gang nach
der Amtsstadt zu machen hatte. Mit der hiesigen Bürgerwehr übte häufig auf der
Goldscheuerer Weide bei der Waseneck die Altenheimer zusammen. Aus ihrer
Mitte wählte die Mannschaft den Müller Thomas Rahner aus Kittersburg zum

l) Exerziert wurde mit den schwerfälligen Feuersteingewehren.

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