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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 48
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konnten sich nicht darüber einigen, wer von ihnen die zurückeroberten Länder
erhalten sollte.

Das nach Macht und Größe strebende Preußen ließ es unter dem Einfluß von
Bismarcks zielbewußter Politik 1866 mit Österreich zum Kriege kommen. In
diesem Feldzuge sollten noch einmal badische Truppen gegen deutsche Brüder
kämpfen. Aus der Gemeinde Goldscheuer standen zwei aktive Jahrgänge mit den
Badenern im Taubergrund. Dort wurden sie bei Hundsfeld und Werbach am
23. und 24. Juli mit den Preußen in Rückzugsgefechte verwickelt. Am 31. Juli 1866
marschierten die badischen Truppen auf Befehl Großherzogs Friedrich I. ab.

1870 marschierten 35 000 Badener in der großen Waffenbrüderschaft über den
Rhein. 95 Soldaten aus unserer Gemeinde waren dabei. Eine spanische Thronfolgerfrage
gab Veranlassung zum Kriege mit Frankreich.

Bis zur Übergabe Straßburgs am 30. September herrschte in Marlen militärisches
Leben. Badische Truppen vom Infanterieregiment Nr. 6 und preußische Landwehr
vom 54. Regiment stellten „die Wacht am Rhein". Ochsenwirt Fehrenbach und
Adlerwirt Krämer verpflegten 909 Mann. Während der vierwöchigen Belagerung
Straßburgs waren beim hiesigen Rheinwartshaus und oberhalb Kehl fliegende
Brücken zum Überführen der Truppen und Militärwachen errichtet.

Die Schiffsbesitzer aus Marlen und Goldscheuer mußten zu den Brücken ihre
Schiffe zur Verfügung stellen. 10 Schiffleute setzten vom 14. bis 28. September
das Militär Tag und Nacht von Kehl auf die Sporeninsel hinüber. 40 Schiffer,
die vom 1. bis 21. September an der fliegenden Brücke bei Marlen in Arbeit
standen, erhielten von der Kriegsverwaltung 560 fl. Christian Hummel in Marlen
leistete durch seine Sachkenntnis dem Wachkommando schätzenswerte Dienste.

Nach der Einnahme Straßburgs ließen sich unzählige Scharen Neugieriger bei
Marlen ans jenseitige Ufer setzen, um in Straßburg die Zerstörungen der Beschießung
anzusehen.

Nach Rückkehr der siegreichen Truppen beging man überall mit großem Jubel
schöne Sieges- und Friedensfeiern. Am Samstag, dem 17. Juli, verkündeten die
Glocken unserer Kirche den Beginn des Friedensfestes. An die kirchliche Feier
des nächsten Tages schloß sich die weltliche. Den Kriegern veranstaltete die Gemeinde
ein Festmahl; außerdem erhielt jeder aus der Gemeindekasse ein Geldgeschenk
von 2 fl. Die Schulkinder erfreute man mit Brezeln. Vor dem Schulhaus
in Goldscheuer pflanzte man die Friedenseiche. Der für die Ehre des Vaterlandes
gefallenen Krieger gedachte die Gemeinde am folgenden Sonntag in einem feierlichen
Requiem.

Die Verlustliste der badischen Truppen verzeichnete 662 Gefallene. Von den
hiesigen Kriegsteilnehmern kehrten zwei Dragoner aus Kittersburg nicht mehr
zurück. Der 21jährige Xaver Krus erlag am 10. Februar 1871 im Lazarett zu
Dole an Typhus; ebenfalls starb an einer Krankheit im Felde der 26jährige
Erhard Ritt.

Zu Ehren der Kriegsteilnehmer ließ die Gemeinde bei der Friedenseiche ein
Kriegerdenkmal errichten, das am 12. Juni 1892 eingeweiht wurde.

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