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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 114
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veredelte Bäumchen auszugraben. „In meinen Reeben macht man es nicht besser.
Zudem daß man nächtlicher Weil die Trauben abbricht, den Wanß dermaßen
damit überfüllet, daß man darüber erkrankhen und etlich Tag zu Bett ligen, auch
die Hosensack, Buesen und ganze Hembden voll gestohlen und angeschoben seyn
müssen, damit andere ebenmäßig davon genüßen mögen . ..", hätte man auch
etlich zwanzig Stöcke Muskatellerreben ausgerissen. Bezüglich dieses letzten Vorwurfes
verwies das Gericht den Münzmeister an seinen Bühler Rebmann. Und was
den durch eigenes und fremdes Weidvieh auf seinen Fruchtfeldern angerichteten
Schaden betraf, so waren die Zäune um seine Güter voller Schlicken, so daß die
Weidetiere mit Leichtigkeit einbrechen konnten.

Der Münzmeister Joh. Casimir Hermann starb den 9. November 1673 in Straßburg
und hinterließ seinen neun Kindern den Münzhof mit Haus, Scheuer, Stallungen
, dem Bierhaus, drei Äcker Reben mit einem Häusel und zween Holzbösche,
Anschlag 2500 Q • Neben vielen Grundstücken und Wiesen zu Sand und Will-
stätt fiel den Erben ein Gut zu Lupstein im Elsaß zu (Anschlag 800 fl.). Ein ausführliches
Inventar beschreibt den ganzen Nachlaß.

Nach der durch den langen Krieg notwendigen Neuaufnahme des Grundeigentums
, der Bannbeschreibung 1685, umfaßte der Reinhardsauer- oder Münzhof
nunmehr 20 Jüch Sommeräcker, 35 Jüch Brachäcker, 14 Jüch im Reinhardsauerfeld
aneinanderliegend vor dem Hofe und 22 Tagen Matten, weitere 30 Jüch zerstreut
im Reinhardsauerfeld. Am Hof Vi Tagen Gemüsegarten und den Grasgarten zu
1 Vi Tagen. „Item der Reinhardsauerhoff, darauf jezo ein baufälliges Hauß stehet,
eine alte Scheür und eine große Stallung, so gantz in Abgang und mit Ziegeln
gedeckt zusambt einem Garten, ist ringsherumb mit einem Graben umbgeben und
gehet ein Weg ins Veld und in den Wald." Hinzu gekauft waren: Zwei leere
Hofstätten im Städtel, zwei Gärten zu 2 Tagen, ein Gärtel am Untertor K Tagen,
hinter dem Warrig 2% Jüch Feld und 2% Tagen Garten, die vier Stockmatten,
Vi Jüch in der Bronngaß und die Krapfhurstmatt zu 2 Tagen.

Da die „Hermännischen" Erben keinen passenden Käufer finden konnten, wurde
das Münzgut einstweilen dem zweiten Sohne, Kronenwirt Johannes Hermann in
Lichtenau, gegen 50 fl., später 75 fl. Jahreszins in Bestand gegeben. Es folgten
schlimme Kriegs jähre, 1689 die Verbrennung des Städtleins Lichtenau durch die
Franzosen. Der Kronenwirt floh nach Buchsweiler, wo er 1693 starb. Die beiden
Schwiegersöhne, Kronenwirt Joh. Michael Pfadt und der Hufschmied Mathias
Fritsch, traten in die Lehnung ein. Während der Franzosenkriege lieferte das Gut
keinen Ertrag. Die Gebäude zerfielen, die Felder lagen öde und verwachsen, die
Matten versumpften, daher mehr Rohr und Schilf als gutes Gras zu holen war.
Inzwischen wurde der Münzhof 1699 wegen einer Schuldforderung dem Straßburger
Bankier Dietrich von der hanau-lichtenbergischen Regierung als Pfand zugesprochen
. Damit war aber der langwierige Erbschaftsstreit noch nicht erledigt.
Bei einer Abrechnung der Parteien 1715 wurde die Schuld bei Dietrich auf 1700 fl.
verglichen; gleichzeitig lag ein Angebot von 1500 fl. auf den Münzhof vor. Die
Lichtenauer Erben wollten jedoch den schönen Besitz nicht aus der Hand geben,
ihren Miterben aber auch nichts herausbezahlen und verzögerten die Auseinander-

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