Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 119
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0121
Wenn man bei der Mühle auf die nach Baden-Baden führende Straße einbiegt,
fällt einem zur Linken das auf hohem Kellergeschoß stehende Bauernhaus auf;
uraltes Mauerwerk liegt unter ihm. Auch bei der Mühle überraschen starke Fundamentquadern
. Das sich anschließende Anwesen Knopf besitzt ebenfalls altes
massives Grundgemäuer. Die starken Fundamente sollen von einer Burg herrühren,
die hier gestanden habe. Beweise dafür gibt es nicht. Einzig Gewanne, die teilweise
in Ortsnähe liegen, könnten das Dunkel etwas erhellen, wenn man annimmt;
daß es sich bei dieser vermeintlichen Burg nicht um eine solche im eigentlichen
Sinne handelt, sondern um einen befestigten Meierhof. Auf den Burgmatten holte
man das Heu, im Burgstaden pflanzte man Reben, Staden bedeutet im Mhd. auch
gute, günstige Lage. Der Milchberg hat seinen Namen wohl von dem Vieh, das
man in der guten Jahreszeit dort auf der Weide ließ und dort gemolken hat. Im
Gewanne Jeuch könnte man Getreidefeld vermuten; Jeuch ist ein Stück Boden,
das man im Laufe eines Tages mit einem Ochsenpaar umpflügen kann. Diese vier
Gewannenamen könnten mit Bezug auf jene angebliche Burg schön gedeutet
werden. Vielleicht gehen auf sie auch die ersten Rebanlagen im sogenannten alten
Berg zurück. Das Gewann Altenberg beginnt unmittelbar hinter der Mühle, zieht
sich hinauf zum Wald am Fuße der Yburg. Unter der Einwirkung der prall darauffallenden
Sonnenkraft reift dort ein ausgezeichneter Riesling. Gewanne mit dem
Appellativum „berg" haben meistens ein hohes Alter. Später setzte man auf dem
gegenüberliegenden, durch eine Talmulde getrennten Höhenrücken die Rebpflanzungen
fort, dieses Gewann wurde Neuberg genannt. Daß der Weinbau in
Neuweier überhaupt älter ist, als man gemeiniglich annimmt, beweisen einige
Namen von Rebfluren, die hoch oben auf dem sogenannten Rebberg liegen. Breit,
massig lagert der Bergrücken über der unteren Dorfhälfte und steigt bis zu 350 m
hoch. Die steil abfallende Talseite heißt Haul == Halde, hier wächst der berühmte,
in Bocksbeuteln verabreichte Mauerwein. Recht mühsam ist der Aufstieg auf den
roh zugehauenen Steintreppen zu dem darüber liegenden Gewann Ebelein. Bei der
starken Steigung klingt dieser Name wie ein schlechter Scherz. Aber könnte sich
nicht ein besonderer Sinn hinter ihm verbergen? Der römische Schriftsteller
Collumella erzählt von der Rebe albuelis, die man in Obergermanien eingeführt
habe. Sie war ein Massenträger, faulte leicht und gedieh am besten in trockenen,
sonnigen Lagen. Hier oben auf dem Rebberg war der richtige Platz für sie. Man
nannte sie Elbling, ein Wort, das in mundartliches Ebelein abgeändert wurde. Die
Volkssprache kennt dort oben noch das Gewann Hunerich, das nicht in den Flurplan
aufgenommen wurde. Vielleicht schon in der Römerzeit wurde aus Pannonien
eine Rebe eingeführt, die gerne trug, aber einen minderen Wein, ein vinum
commune, lieferte. Später nannte man ihn vinum ungaricum, den Hunrich. Das
Gegenstück bildete das vinum francum, von einer aus Gallien importierten, edlen
Rebe gewonnen. Es war ein vinum nobile, ein Handelswein, an dessen Anpflanzung
heute noch das Gewann Fränkel oben im Rebberg erinnert. Eine Erinnerung an
die kultischen Gebräuche der einstigen heidnischen Talbewohner ist der Waldbezirk
hl. Stein auf dem nördlichen Ausläufer des Schartenberges. Er hat seinen
Namen von einem Granitblock, der dort im Schatten der Tannen aufrecht, schlank

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