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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 120
(PDF, 62 MB)
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dasteht, umgeben von herumliegenden Steinblöcken, und oben an seiner Spitze
eine schön ausgehauene Rundung zeigt wie eine Opferschale. Niemand weiß, wer
sie gemacht hat, von Natur kann sie nicht entstanden sein. Der Platz ist stimmungsvoll
, geeignet zur Abhaltung religiöser Feiern, wie sie bei Kelten oder Germanen
üblich waren. An frühere rechtliche Verhältnisse erinnert der Loosenberg, ein
Rebgebiet, wo jetzt neuzeitliche Anlagen in mustergültiger Form durchgeführt
sind. Dort lag einstens Gemeindeland, dessen Parzellen von Zeit zu Zeit verlost
wurden. An besondere Abgabeverhältnisse denkt man bei den Namen Zimmatt,
Hühnermatt. Bei der ersteren wurde die Abgabe als Zins, d. h. in Geld, bei der
letzteren in Hühnern entrichtet; das abzuliefernde Huhn mußte so groß sein, daß
es drei Leitersprossen hoch fliegen konnte. Der Hohenacker heißt mundartlich
Hauenacker, was richtiger ist; denn in dem Wort steckt eine Flächenbezeichnung.
Unter einem Mannshauet versteht man ein Stück Feld, das ein Mann im Laufe
eines Tages bearbeiten kann, das sind 4Vj Ar. Diese Größe hatte der Hauenacker
ursprünglich. Im Laufe der Jahre dehnte sich der Name aus auf eine ganze Flur,
eine Erscheinung, die für die Flurnamen allgemein gilt, sie wachsen. Die Plauel-
matten lassen vor unserem geistigen Auge die Hütte erstehen, in der eine von
Wasserkraft getriebene Stampfe den Hanf gebrochen hat, sie stand am oberen
Ortsausgang am Bach. Der Halbbatzenbosch im Quellgebiet des Steinbachs bringt
uns auf die Vermutung, daß ein früherer Besitzer so lang Geld auf diesen Wald
aufgenommen hat, bis er nur noch die Hälfte jener Berner Silbermünze, d. h. fast
nichts mehr, wert war. Ehlet, ein Gewann vor Steinbach, draußen in der Ebene,
geht auf mhd. almeinde (Allmende) zurück, das in Süddeutschland Abschleifungen
wie Almat, Elmit u. a. erfuhr. Früher war der Ehlet ein sumpfiges Wald- und
Weidegebiet, das den Markgenossen des Kirchspiels Steinbach zur gemeinsamen
Nutznießung gehörte. Wiederholte Streitigkeiten führten zur Auflösung der Genossenschaft
; 1776 bekam Neuweier den ihm bis heute verbliebenen Anteil, der
in ertragreiches Kulturland umgearbeitet ist. 1814 bekam es auch ein Stück des
Genossenschaftswaldes zugesprochen. Der Stadtwald erinnert noch an den einstigen
gemeinsamen Besitz. Beim Namen Steinscher Wald denkt man daran, daß es in
Neuweier noch ein zweites Schloß gab, das 1788 abgebrochen wurde und dessen
Besitzer jahrhundertelang die Herren von Stein waren. Dort, wo die Gewanne
Elsenberg und Sassenbach liegen, standen einst Fronhöfe, die zum unteren Schloß
gehörten. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft gingen sie ein, doch ihre Namen
leben weiter. Der Elsenberg, auch Eitzenberg geschrieben, erinnert an das Geschlecht
derer von Elz, die sich im 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts mit den
Knebel von Katzenellenbogen den Schloßbesitz teilten. Die Leibeigenen hießen
auch Hintersassen, damit hängt der Sassenbach zusammen. Es gibt auch noch die
Sassenbachmatten, die zum einstigen Hof gehörten. So lassen sich also mit diesen
Namen Erinnerungen an Alt-Neuweier verknüpfen.

Eine Reihe anderer Flurbezeichnungen bedingt sprachgeschichtliche Kenntnisse
zu ihrem Verständnis. Das Bestimmungswort von Simmeisberg läßt sich vom mhd.
sinewel = kreisrund ableiten; diesem Flurnamen begegnet man hin und wieder
in deutschen Gauen. Er wird gebraucht zur Bezeichnung von Versammlungsplätzen

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