Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 127
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0129
Schriftlichen Quellen sind folgende, der heutigen Generation unbekannte Flurnamen
entnommen: Kellerberg, Frohmutstück, Gößenberg, ihnen liegen die Personennamen
Keller, Frohmut, Götz zugrunde. Ferner begegnete mir die Bezeichnung
Ioner, dem das mhd. Ion = Reihe, Streifen als Stammwort dient. Die vier
heute vergessenen Namen betreffen Rebstücke auf dem Rebberg.

Neuweier war ursprünglich ein ausgeprägtes Straßendorf. Die Straße wurde
dem Bach entlang angelegt, der Lebensader der Siedlung. Tief hat er sein Bett auf
dem Felsboden ausgehöhlt, unterwegs lagerte er viel Steingeröll ab, von dem er
seinen Namen bekam. Im vorigen Jahrhundert wurde sein Lauf reguliert durch
das Dorf hindurch, hohe Steinmauern umsäumen ihn. Stauwehre ermöglichen es
seit altersher, sein Wasser dem Antrieb von Mühlen — öl-, Getreide-, Sägemühlen
— dienstbar zu machen. Seine Quelle befindet sich am Damm im Stadtwald
. Aus einer Höhe von 450 m beeilt er sich, in die Talsohle hinabzukommen,
um sich beim Birkig mit einem munteren Kameraden, dem Schwarzwässerle, zu
treffen. Aus dem kleinen Wasser ist ein Bach geworden, der über abgeschliffene
Steinbrocken hinweg fröhlich schwatzend durch das gewundene Tal dem Dorfe
zustrebt. Unterwegs lädt er den Ammelbach zur Mitreise ein; am Ortseingang
nimmt er den Karrenbach noch mit. Bei der Ölmühle zwängt er sich mit großer
Mühe durch das Felsentor hindurch. Danach geht es ihm leichter bei seinem Lauf
durch das Dorf; aus der Gasseck fließt ihm ein weiteres Bächlein zu. Noch einigemal
erhält er Zuwachs mitten im Dorf durch Gewässer, die von den Bergeshängen
herab ihm zustreben, so durch das Kirchbächlein, durch den Milchbach, der nach
dem Milchberg benannt ist, durch den Klamsbach, der auf dem Rebberg in einer
Felsschlucht, Klams genannt, entspringt und bei starkem Regen zu einem richtigen
Sturzbach werden kann, Klams ist der Genetiv des mhd. Wortes klam = Felsschlucht
. Das Wasser des munteren Brunnmattbächleins fließt dem Steinbach
mittelbar über den die untere Sägmühle treibenden Mühlbach zu. Den Reigen der
Zuflüsse schließt der Schneckenbach. Nach einem dreistündigen Laufe verläßt der
Steinbach die Neuweierer Gemarkung, um sich nach der Stadt mit dem gleichen
Namen zu begeben und dann weiter in die Rheinebene hinaus, wo er in den
Sandbach mündet. Gern vergleicht man einen Wasserlauf mit dem Lebensweg des
Menschen. Auch der Steinbach ist symbolhaft für das Leben des Neuweierer
Winzers, das oft recht steinig, d. h. voller Mühe und Enttäuschung, ist.

Der Modernisierung des Verkehrs, der Technisierung des landwirtschaftlichen
Betriebes Rechnung tragend, läßt die Gemeinde sich Anlage und Unterhaltung der
Straßen und Feldwege sehr angelegen sein. Die Hauptstraße, die das langgestreckte
Dorf durchzieht, entstand zugleich mit der Siedlung, sie stellt die Verbindung her
mit der Stadt Steinbach und fand schon früh eine Fortsetzung durch den Birkig-
wald nach dem Zimmerplatz. Zu den alten Dorfstraßen gehören auch Yburg- und
Altenbergstraße, ferner Schloßacker- und Friedrichsbühnweg, es sind Namen mit
ortsgeschichtlichem Klang. An der Kirchstraße stehen Gotteshaus und Pfarrhaus.
Der Jetztzeit gehört die Weinstraße an, die ein Teilstück der das mittelbadische
Rebland durchziehenden Weinstraße bildet. Neueren Datums sind ferner Brunnmatt
- und Sommerstraße, Schul-, Schartenberg- und Gartenstraße; sie verdanken

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