http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0131
Die Ortsnamen des Kreises Rastatt
Ein sprachkundlicher Versuch zu ihrer Deutung
Von Heinz Bischof
Ein Beispiel voraus:
Vor mir liegt ein alter Plan der Residenzstadt Rastatt. Während
auf dem rechten Ufer der Murg zwischen der heutigen Badenerbrücke
und der Ankerbrücke fast alle „Baulücken dicht geschlossen
sind", herrscht auf der linken Uferseite, der heutigen Augustavor-
stadt, noch gähnende Leere. Auf dem Plan ist mit dem Kennbuchstaben
„o" lediglich die heutige Augustastraße als damals bestehend
angegeben worden. In der Murg aber finden wir etwas eingezeichnet
, was aus dem heutigen Stadtbild verschwunden ist: die beiden
Sandinseln. Eine davon war oberhalb des Rohrersteges, die andere
kurz vor der Ankerbrücke. Solche Sandinseln nannte man
Griene oder auch Gründe. Vergleiche auch das heutige Gewann
„Krumbfeld", das eigentlich Grundfeld geheißen hat.
Als nun die Rastatter anfingen zu Anfang des 19. Jahrhunderts die
Baulücken in der Augustavorstadt dichter zu schließen, da baggerte
man jene Sandinseln aus. Sicherlich waren sie zu Festungszwecken,
wegen der Bewässerung der Vorwerke und Gräben, unbrauchbar.
Als die Katasterschreiber aber nach einem Namen suchten, den
man dem linken Uferteil an der Murg zwischen Badenerbrücke und
Ankerbrücke geben sollte, da wußten sie mit dem Namen ,,Grin" =
Grieß, Sand, Kies nichts anzufangen. Da man wohl schlechte Aussprache
eines ü annahm, nannte man jene Straße „Am Grün".
Dies geschah also in „jüngster" Zeit. Wie aber mußte ein solcher
Bedeutungswandel erst spürbar werden, wenn man weiter zurückgeht
, dorthin etwa, als man der Schrift noch nicht kundig war, sondern
Berichte und Namen nur mündlich überlieferte, festsetzte und
aktenkundlich niederschrieb. Schaut man unsere Ortsnamen an, so
steht man voller Rätsel und Wundern. Man fragt sich: Woher mag
nur dieser Name kommen?
Bei einigen Namen ist eine Deutung sinnfällig geblieben. Bei vielen
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