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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 133
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seine Deutungsmöglichkeit zu erfahren, wenn man wegen der Enge
des Tales nicht Sprachbeziehungen zu ,,rihi" anknüpfen will. „Rihi"
heißt soviel wie Schlucht oder enges, steiles Tal.

Rodungsortschaften sind besonders sehr viele im Murgtal: Obertsrot
, Langenbrand, Bermersbach.

Große Rätsel gaben den Namensforschern wohl Gaggenau und
Gernsbach auf. Wenn man aber die Landschaft betrachtet, dann ist
die Deutungsmöglichkeit sinnfällig, ja augenscheinlich. Wenigstens
glaubt man bei Gaggenau nicht mehr an „die gackernde Au", zumal
Lautmalungen in unsere Sprache erst im 16. Jahrhundert aufgenommen
worden sind. Rechts und links, also von Freiolsheim über
Michelbach, wie von Ebersteinburg über Selbach herunter fallen die
Talwände steil ab hinunter in ein sich kesseiförmig erweiterndes Talgebiet
, das einer grünen „ouwe" gleicht. Im frühmittelalterlichen
Sprachgebrauch nannte man solche steile Talwände „Gähen", das
von ,,gach" oder dem heutigen „jäh" kommt. Reichental kennt heute
noch die „Gähwiesen". Folglich ist Gaggenau, das man Gackinowe
aufgeschrieben vorfand, die „Au mit den jäh abfallenden Talhängen".

In Gernsbach steckt wohl der alte deutsche Familienname Kerner,
was soviel bedeutet wie „Müller", 1219 fand man es aufgezeichnet
als „Genresbach". Darin steckt das althochdeutsche „quem", was
man im Englischen noch finden kann aus „quernen". Die Lage Gernsbachs
fordert diese Deutung sichtlich heraus, das „Mühlenbach" mit
seinen Sägemühlen.

Nach diesen allgemeinen Besprechungen lasse ich nun meine Deutungsmöglichkeiten
folgen für alle Ortschaften, wobei ich festhalten
möchte, daß auch ich nur einen Versuch wiedergebe. Mit gesundem
Menschenverstand, einem großen Schuß Wahrheitsliebe, vor allem
aber Aufgeschlossenheit in heimatkundlichen und heimaterforschenden
Wegen, belastet mit großen Zweifeln, so entstand diese Art der
Lösung jener Rätsel, welche die Ortsnamen mir und meinen Schülern
gaben, wenn wir voller Fragen vor dem Namen einer Ortschaft standen
, der den Schlüssel seiner geheimnisvollen Bezeichnung nicht
hergeben wollte.

Deutung der Ortsnamen nach der Angabe der ersten urkundlichen Erwähnung

Au am Rhein, 830 augia ultra renum = das wasserumflossene Land jenseits des
Rheines.

Au im Murgtal, 1450 (1559 nur 25 Einwohner) = die „ouwe", das am Wasser
liegende Fleckchen Land.

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