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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 136
(PDF, 62 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0138
Nachtrag

Murg, Zusammenziehung aus „muor-ache" = der Fluß, der in seinem vorderen
Lauf durch „Moor" und Morast fließt. Deshalb führten alle Handelsstraßen auch
auf oder über die Höhen, keine im Tal (Weinstraße z.B.).

Ortenau, „muortenau", darin steckt einmal „muor" sumpfiges Land im Rheintal,
dann in der Mittelsilbe „ten", evtl. eine Zusammenziehung und ein Hinweis auf
die Wälder, hier „dharden", und schließlich ,,ouwe", das wasserumflossene Land,
also die Au bei den Moorwäldern bzw. Sumpfwälderau.

Ausgegangene Ortschaften, sogenannte Wüstungen:

Dunhausen, 1318—1573, von „dun" = Sandhügel, evtl. auch Kelt. Burg, fester Platz.
Muffenheim, 1318—1494, deutbar: am ufen heim, also „Heim am Ufer".
Eichelbach, 1162—1298, benannt nach dem Bach, der vom Berg mit den Eichen
(Eichelberg) kommt.

Fichtental, 1288 Vehental bis 1453, von mhd. „viehta" = die Fichte, das „i" in

diesem Wort assimilierte sich mundartlich mit dem „e".
Giersberg, 1288—1510, von „gir" = Geier ableitbar.

Weitere verwüstete Siedlungen bestanden mit folgenden Namen: Gysenheim bei
Hügelsheim (um 1400); Mersfeld bei Au am Rhein (1102—1333), Deutung nach
„mer" möglich = groß, also großes Feld; Zell bei Kuppenheim (1283—1288), Hinweis
auf eine Einsiedlerzelle; Breitenholz bei Steinmauern (1370), Einzelsiedlung
im breiten Holz.

Uffgau, deutbar mit „ouvergau", der Gau, der mit seinen Ufern an den Rhein und
an den Landsee grenzt und somit dort das fränkische Besitztum trennt vom
allemannischen.

Gleichheit der Silben „mers" in Durmersheim, Würmersheim

und dem verödeten Dorf Mersfeld bei Au. meri = Damm, Anländeplatz.
Durmersheim = Heim mit dem Turm auf dem Damm (Hochterrasse).
Würmersheim = wehrhaftes Heim am Damm, liegt unterhalb des Hochufers.
Mersfeld = Feld am Anländeplatz, am Anfang der Römerstraße gelegen.

Die Ortsnamen im volksmundartlichen Sprachgebrauch

Sehr interesssant ist es, die Ortsnamen im Blickpunkt der Volkssprache zu betrachten
. Wohl stecken in manchen Namen bissige Ironie, manchmal sogar beleidigender
Scherz. In jedem Namen ist ein Stück Wahrheit stets enthalten. Zufällige
Begebenheiten, hervorstechende Eigenheiten, ferner eigene Charakteren
und Schwächen, sowie Lage und Eigenarten der Landschaft und deren volksverbundene
Zugehörigkeiten sind bei solchen Namensgebungen oft Pate gestanden
. Bei manchen Necknamen gibt es mehrere für einen Ortsnamen, manchmal
trifft ein und derselbe Name auch für verschiedene Ortschaften zu. Im Laufe
der Jahrhunderte haben sich viele Übernamen verloren, manche wurden neu dazugegeben
.

Oftmals ist solch ein Neckname verbunden mit irgendeiner historischen oder
dörflich wichtigen Begebenheit.

Au am Rhein = Galepper, rennen zuviel im Galopp.
Au im Murgtal = Kuckuck.

Bermersbach = Obergedellerte (Pumpernickel) von „Delle" = Vertiefung, bedeutet
„Leute mit Dachschaden" (Schwarzbrotesser).
Bietigheim = Rotschwänz.

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