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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 176
(PDF, 62 MB)
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Besitz. Er hat dann versucht, durch einen Prozeß wieder zu dem
Seinen zu kommen, aber Prozesse kosten Geld, vor allem wenn sie
kein Ende nehmen wollen. Herr Gangolf bekam das zu spüren und
mußte nach und nach das, was ihm noch verblieben war, verpfänden
oder verkaufen. Markgraf Christoph von Baden war ein williger Abnehmer
, ihm waren die Schwierigkeiten der Geroldsecker gerade
recht, um seine eigenen politischen Pläne in der Ortenau zu fördern.
Damals kam die Hälfte der Dörfer Friesenheim, Ottenheim, Schopfheim
, Oberweier und Heiligenzell an das Haus Baden, sowie der
Geroldsecker Bauhof zu Friesenheim und das Erlach zu Schuttern.
Für Gangolf I. aber war die Lage schlimm genug. Vater einer zahlreichen
Familie (4 Söhne, 6 Töchter), ohne wirtschaftlichen Rückhalt
, ohne rechte Heimstatt, setzte ihm das Leben hart zu. Und immer
wieder der Prozeß, im Wechsel von Hoffnung und Enttäuschung. Er
muß den friedliebenden Mann mit der Zeit zermürbt haben. Zwar
gab ihm ein Heidelberger Urteil vom Jahre 1494 recht, aber dieses
Urteil kam nie zur Ausführung. So blieb Gangolfs Lage düster, und
wir dürfen es der Geroldsecker Chronik glauben, wenn sie in eindrucksvollen
Worten berichtet, daß er ,,in soliche Armut kam, daß
er mit seinem Gemahel und zehn Kindern weder Heller noch Pfennig
hatte". Er mag froh gewesen sein, nach und nach die eine oder andere
Tochter in einem Kloster oder Stift aufgehoben zu wissen.

Der Kampf um das Erbe blieb an seinem ältesten Sohn Gangolf,
dem zweiten dieses Namens, hängen. Dieser, eine der interessantesten
Gestalten unter den späteren Geroldseckern, scheint der rechte Mann
für die schwere Aufgabe gewesen zu sein. Die Zimmersche Chronik
weiß ein paar Geschichten von ihm zu erzählen, die geeignet sind,
etwas Licht auf seinen Charakter zu werfen. Da ist die Sache mit der
Kirschsuppe auf dem Rittertag zu Ulm, die er dem von Zollern ins
Gesicht wirft, da ist die Geschichte von dem spöttischen Rededuell
zwischen ihm und dem von Fürstenberg zu Meßkirch, dann die mit
seiner Schwester Elsbeth und dem Saukopf, derbe Scherze, wie sie
damals unter den Ritterlichen gang und gäbe waren. Aber man sieht:
ein Mann mit Humor, von raschem Entschluß und mit geschickter
Zunge. Die Rede floß ihm offenbar leicht vom Mund, und bei Ansprachen
und Dankesbezeugungen schoben ihn seine Standesgenossen
gern in den Vordergrund. Andererseits scheint ihn seine harte Jugend
unter kärglichen Verhältnissen früh reif gemacht und ihm den Blick
für die Wirklichkeit geschärft zu haben. Ihm also blieb es vorbehalten
, das düstere Geschick der Geroldsecker zu wenden, eine Aufgabe,

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