Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 184
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0186
Schreiber), so erscheint dieser Grundsatz mehr als fragwürdig. Alles in allem gibt
die Chronik für die Frühzeit des Geschlechts wenig quellenmäßig Greifbares oder
dem Inhalt nach Ursprüngliches. Die Geschichte von Schwanau ist Herzogs Straßburger
Chronik nachgeschrieben, die Erzählung vom Lützelharder findet sich ähnlich
im Elsaß, und auch Nordfrankreich kennt dieses Motiv. Die dem Bericht von
der Eroberung Schwanaus angehängte Geschichte von der getreuen Frau, die ihren
Eheliebsten als kostbarstes Gut aus der verlorenen Burg schleppt, dürften doch
wohl die Weiber von Weinsberg für sich in Anspruch nehmen. Keine von beiden
Sagen kann daher als ursprünglich Geroldsecker Gut geltend gemacht werden. Als
Hauptfrage bleibt die nach der Herkunft des Geschlechts. Kamen sie über den
Rhein herüber, ist ihr Ursprung im Schwäbischen zu suchen oder sind sie ein
eingesessener Stamm unserer Gegend? Wüßten wir, wohin jener Vogt Hermanus
in der Weiheurkunde des Burgheimer Kirchleins hingehört, so wäre uns in dieser
Sache viel geholfen. Aber wir kommen da nicht weiter und warten auf die Gunst
des Zufalls bei neuen Quellenfunden. Pappenheims Darstellung legt eine Herkunft
aus dem Schwäbischen nahe. Denkbar wäre, daß ihr Ursprung in der Gegend des
Zollern und des Staufen zu suchen ist, daß sie als Dienstleute der Staufer ihren
Aufstieg erlebten und dann im Zuge der Verselbständigung der Lehen Herren
auf eigenem Boden wurden. Jedenfalls hatten sie bereits unter Walther I. im
Schwäbischen einen festen Rückhalt, wie die Teilung von 1277 zur Genüge beweist.

Auch das 14. Jahrhundert findet in der Chronik eine nur lückenhafte Darstellung.
Erst mit dem 15. Jahrhundert erreicht sie einen mehr geordneten und zusammenhängenden
Ablauf. Die Geschlechterfolge ist geklärt, die Ereignisse reihen sich in
geschichtlicher Folge aneinander. Der Verfasser der Chronik konnte jetzt in reicherem
Maße Akten und Urkunden zu Rate ziehen und auch von den regierenden
Herren Auskunft erhalten. So ergibt sich etwas wie ein Lebensbild für die eindrucksvollsten
Gestalten dieser Zeit, für Diebold II. und Gangolf II. Mit dem Bericht
über Gangolf scheint der Herr von Pappenheim die Feder aus der Hand gelegt zu
haben. Die folgenden Stücke zeigen einen anderen Schriftcharakter und auch eine
andere Darstellungsweise. Die letzte Aufzeichnung betrifft die Nachricht vom Tode
Quirin Gangolfs, der am 19. Juli 1569 in der Schlacht bei Montauban fiel. Mit der
Feststellung, daß der Geroldsecker Stamm jetzt auf zwei Augen stehe, schließt die
Chronik, die in ihrem Hauptbestand von dem Herrn von Pappenheim um 1532 geschrieben
und von einem Fortsetzer bis 1559 weitergeführt wurde.

Was ihr Äußeres betrifft, so kann man nur sagen: ein schönes Buch! In sauber
geschriebener gotischer Fraktur geht es über 198 Seiten gediegenen Pergaments
hin. Schwungvolle Initialen, fünf farbenprächtig ausgeführte Wappen und 15 einfacher
gehaltene Stammtafeln geben dem Werk ein künstlerisches Gepräge. Die
Chronik sollte also etwas Besonderes sein, mit dem die Geroldsecker Ehre einlegen
konnten. Der Verfasser hat auch jede Gelegenheit benutzt, die Bedeutung,
den hohen Rang (sie waren mehr als Grafen) und das alte Herkommen des Geschlechts
ins rechte Licht zu setzen. Im übrigen beschränkt er sich auf die äußeren
Vorgänge, ohne sich um trefere Zusammenhänge zu bemühen. Mit der Weltfülle
und Hintergründigkeit der Zimmerschen Chronik kann sich das Ganze in keiner
Weise messen. Es handelt sich um ein Paradewerk, und wir dürfen schon aus diesem
Grund Gangolf IL, den Wiederhersteller des Geroldsecker Ansehens, den vertrauten
Freund humanistisch gebildeter Männer als ihren Anreger bezeichnen.

Der Geroldsecker Denkstein

Hohengeroldseck, mich bau(en liesz)
von ehrn reich herr Geroldt hiesz,
dem groszen keiszer Karlo werdt,
in vil ritterlichen thate bewert.

184


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0186