Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 198
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Es darf uns auch nicht täuschen, daß in der großen Verfassungsurkunde von
1516 und allen ihren Bestätigungen der Name der Curie Beiern immer noch ein
Scheindasein führte'-). Die kaiserliche Kanzlei hat nach ihren Gepflogenheiten
alle ihr vorgelegten Urkunden von Wort zu Wort übernommen in den neuen
Text. Darin ist auch der Wortlaut der ersten Verfassungsurkunde von 1331. Hier
allerdings befand sich der Name Beiern noch zu Recht. Bei der späteren Übernahme
1516 wurde die Hereinnahme dieses Namens sinnlos, mußte aber nach den
damaligen Vorstellungen von Glaubwürdigkeit geschehen, auch wenn inzwischen
der Weiler ausgegangen war.

Nur wenig Spuren sind übriggeblieben. In einer Urkunde von 1746 wird ein
Acker genannt „im Beyer Feld" in Strohbach33). Auf einer Karte „Ausschnitt aus
dem Kinziglauf im Jahr 1803" steht neben einem Altkinzigarm die Flurbezeichnung
„Bayerwasen"3*), die in der Gegend heute noch geläufig ist. Dort machte
der Kinziglauf 1803 kurz hintereinander zweimal ungefähr rechtwinklige Biegungen
. Auch sonstige Nebenarme waren an dieser Stelle mit Inseln, also ein
typisch gefährliches Gelände, wo die Kinzig sicher unzähligemal ihren Lauf änderte.
Bei der großen Kinzigkorrektion35) wurde dort ein besonderer Sicherungsdamm
gegen den Berg zu abgezweigt. Bei dem Katastrophenwasser der Kinzig im Jahr
1430 ist der Platz aufgegeben worden, und die Flurbezeichnungen Beyerfeld und
Bayerwasen sind die letzten Erinnerungen an diese Tragödie.

Untersuchen wir noch ein wenig den Namen Beiern. Er deutet auf Siedler aus
Bayern. Eine Verbindung mit Bayern gab es für das Kloster Gengenbach schon
früh. Denn der Bayernherzog Uotilo (Uatelo, Odilo), + 765, der Vater des bekannteren
Herzogs Tassilo, hat in Gemeinschaft mit Pirmin und Graf Ruthard
das Kloster Gengenbach gegründet. Allein der Ort Beiern erscheint erst im
13. Jahrhundert. Wahrscheinlich ist in dieser Zeit wiederum Fühlung mit den
bayrischen Benediktinerklöstern aufgenommen worden, so daß wir es hier mit
bayrischen Neusiedlern zu tun haben, nach denen dann der Ort von den Nachbarn
„bei den Beyern" oder in Kurzform „Beyern" genannt wurde. Nach der
Katastrophe haben sich die Bewohner in dem nahen, aber hochwassersicheren
Strohbachtälchen niedergelassen.

Strohbach wird in der großen Urkunde von 1287 nirgends genannt. Also muß
die Kolonisierung im Strohbach um 1300 noch unbedeutend gewesen sein. In
einer Urkunde von 1314, in der die Curien von Beiern und Fußbach erwähnt
werden, stehen die Namen von drei Bauern und zwei weiteren Bewohnern von
Strohbach36). Das mögen damals alle oder fast alle Strohbacher gewesen sein.
Die Anwesenheit aller Hausvorstände war erforderlich weil sie die Allmende
von Beiern an den Lehensherrn, den Abt von Gengenbach, verkaufen wollten.
Das klingt seltsam. Die Urkunde belehrt uns darüber, daß die Bauernschaft von

K) M 1516, § 65. ") Ortcnau 1955, 98. ") Ortcnau 1952, karte bei S. 144. J5) Ebenda.

38) ... das vor uns die gebuern, die hinach gesehriben stant, warent: . . . Cuenrat in strobach der
nidern froewen suon, Brendelin in strobach, Eberliart rippolt in strobach; unser herrc der Abbet von
sinen hoefen ze Begern und zu Fussolzbach; die Almende, die da zuehet zuo Begern von unsers
herren des Abbtes hoef die sommerhalde ien untz an Cuonen des raetzegers und Angnes schuehelin
hof und guot oben in strobach. U. vom 7. März 1514, Kop 627 fol. 42 b.

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