Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 235
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0237
Lebendige Volkskunde des Elsaß. Eine elsässische Festgabe für
Joseph Lefftz.

Vor einigen Jahren erschien in der Sonntagsbeilage einer elsässischen Tageszeitung
ein volkskundlicher Aufsatz: „Der Bauerngruß". Vom Grüßen nach
Bauernart, vom „Zit biete", wie es heute auf dem Dorfe noch üblich ist, sprach
der Verfasser sehr lebendig. Dabei fiel auf, wie sehr doch das, wovon hier aus
dem Elsaß berichtet wurde, auch für unsere badische Heimat gilt; die Ähnlichkeit
bezog sich nicht bloß auf die Bräuche, sondern sogar auf die vielen einzelnen
Grußformeln, die — von geringen mundartlichen Differenzierungen abgesehen —
hüben wie drüben die gleichen sind. Ebenso gilt auch bei uns: wer auf dem Lande
„die Zit nit biet" oder den Gruß nicht beantwortet, gilt als Feind, mindestens als
Einfaltspinsel.

Der Verfasser war Dr. Lefftz, der unbestritten beste Kenner der elsässischen
Volkskunde. Ehemaliger Chefbibliothekar der großen Straßburger Universitätsund
Landesbibliothek, ist Dr. Lefftz seit Jahrzehnten in vielfältigen volkskundlichen
Arbeiten weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt. Seine Freunde
ehrten jetzt den Gelehrten anläßlich seines 70. Geburtstages durch eine Festgabe,
die in Buchform einen Teil der vielen Aufsätze und Arbeiten vereinigt. Unter
dem Titel „Elsässische Dorfbilder. Ein Buch von ländlicher Art und
Kunst" (Verlag Sutter, Woerth, Unterelsaß, 1958) bringt sie das Wertvollste, was
wohl je über ländliche Art und Kunst des Elsaß geschrieben wurde.

Zunächst wird vom Land, von Dorf und Flur, im Lob der Zeiten berichtet, der
Verfasser führt dann durch das schöne Dorf, weist auf die Hausinschriften, die
alten Bauernstuben, auf alte Hausratssprüchlein hin, zeigt Bauerntrachten, führt
in die Hausgärtlein und läßt die Flurnamen erzählen.

Wie sich das dörfliche Alltagsleben im Jahreslauf abspielt, davon handelt der
Abschnitt: Von den Bauernregeln, von dem Dorfgesinde zu Großvaters Zeiten,
von Bräuchen zur Zeit der Ernte und der Weinlese, von der Dreschflegelzeit, von
alten Spinnstuben und der Spinnstubenkurzweil. Im Abschnitt „Das fest- und
feiertägliche Dorf" werden die Festtage des Jahres lebendig vorgeführt: Neujahr,
Fastnacht, Ostern, 1. Mai, Pfingstritt, Johannnisnacht, die Kilbe- und Messtizeit,
der Martinstag und Weihnacht.

Während die religiöse Volkskunde im Abschnitt „Von der Wiege bis zum
Grabe" zu Wort kommt, führt der Verfasser in „Dorfpoesie und Dorfmusik" durch
Volkslied und Volksmusik. Über den geschmähten „Hans im Schnokeloch" wird
viel Wissenswertes berichtet. Besonders aufschlußreich spricht Dr. Lefftz über den
bäuerlichen Witz und Gritz in den Ortsneckereien, den Übernamen, Redensarten,
Sprüchen und Sprichwörtern.

Ein farbiger Göttelbrief von 1811 dient als prächtiges Gewand, Zeichnungen
und Fotografien machen das Geschriebene recht anschaulich. Erfreulich ist: der
Stoff erdrückt nicht; des Verfassers tiefe Sachkenntnis, die Beherrschung des Stoffes,
seine feine Sprache in bilderreichem, persönlichem Stil wirken auflockernd und
anregend und „erschließen eine der schönsten Seiten der elsässischen Seele".

Wilhelm M e c h 1 e r

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