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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 10
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zuleiten: von Ortenburg ist Ortenau". Diese Annahme nimmt Bader 1839 auf,
ohne Leichtlen zu nennen5), und sie wird bewußt oder unbewußt der Ausgang
aller späteren Forscher.

Der Name wäre nach dieser Auffassung eine Zusammensetzung aus: Mori
(Muri)-dunum. Das Suffix dunum kommt häufig in keltischen Worten vor und
heißt Castrum, befestigte Anhöhe, Burg6). Beim ersten Bestandteil des Namens
weist dann Bacmeister in einer Anmerkung zu dem britischen Orte Moridunum
(Muridunum) auf das schweizerische Murten, im 11. Jahrhundert Murtena, hin 7).
„Vergleicht man nun Formen wie Tarodunum — Zartuna — Zarten, — Lobo-
dunum — Lobodengow — Ladenburg, so dürfte man in jener Gegend ein keltisches
Moridunum, Muridunum vermuten, woraus Mortun-, Morten- wurde. Und
vielleicht ist die Form Mortono-gowa (866) richtiger als die gewöhnliche owa; —
au und gau verwechseln sich leicht in gewissen Lautverbindungen8)."

Auch bei Birlinger geht „der Name Ortenau wahrscheinlich auf Moridunum,
Muridunum" zurück9).

Im Gegensatz zu Bacmeister, der einen deutschen Personennamen Morto als unbekannt
ablehnt, hält Buck eine Zusammensetzung mit einem Personennamen
nicht für ausgeschlossen, wenn der Name Mortenau deutsch sei. Er findet den
Namen etwa in Mordo, „der vielleicht an sich fremd ist, vgl. den beglaubigten
Personennamen Martan (Franke)". Ein abgegangenes Moridunum oder ein Flußname
Martuna (Marta) sei nicht nachzuweisen, doch vergleicht er die Bildung
Mortenau mit pagus Tellau-Tellava nach dem Bache Telia u. dgl.; „es fügte sich
aber als frankogallische Bildung eines Gaunamens am allerbesten. Vgl. die altfranzösische
Landschaft Mauritania" 10). Bestimmter spricht Förstemann die gleiche
Ansicht aus: „Der Name scheint von einem noch unbekannten Personennamen
Morto herzustammen")." Unwahrscheinlich ist wohl die „fränkisch-deutsche"
Erklärung, die ihre Bedeutung in der natürlichen Lage finden soll und auf die drei
Worte: Moor (= Moos, Sumpf), Tunk (= flache Erhöhung, Sandbank in einem
sumpfigen Gelände) und Au (== Wasser, Strom, Wasserland, Insel, Halbinsel,
Wiesenland, Aue) zurückgeht. Danach bedeutet unser Name nach Bader 12) „Mooswaldgau
", nach Vierordt13) etwa Moorgegend. Wohl haben wir in unserer Gegend
Ortsnamen, die mit Moos, Tunk und Au zusammenhängen, aber alle drei Namen

5) In seiner Badenia 1, 264.

6) Vgl. Holder, Alt-celtischer Sprachsatz unter: dunon und dunum.

7) Alemannische Wanderungen (1867) S. Ii.

s) Bacmeister weist hier auf Förstemann, Ortsnamen, hin. Über den Ausfall des g, der echt alemannisch
ist, vgl. auch Birlinger, Die alemannische Sprache rechts des Rheines (1868) 113 und zu der ganzen Annahme
Bacmeisters Holder, a. a. O. Moridunon und Maridunon. — Schultze schreibt nach Anführung der Auffassung
Bacmeisters in seinen Gaugrafschaften des alemannischen Badens (1896) S. 3: nDanach(!) entspräche der Bedeutung
des Wortes (Mortenau) etwa Sumpfland, und die Etymologie erscheint um so zuverlässiger, weil vor
der Rhcinkorrcktion der Fluß sich in vielfache Arme spaltete und Sümpfe bildete.' Vgl. Bader, a. a. O., S. 265.

9) Rechtsrheinisches Alemannien in Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde (1890) 4, 288.

lö) Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch 1880, S. 183 unter Mord; dort noch: „Mort aus anderen Wörtern,
z. B. Mortenau im allgemeinen heißt auch Martinsau, Marienau."

") Ortsnamen 3 (1916) S. 318.

12) Badenia, a. a. O. 265.

13) Bad. Geschichte S. 4.

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