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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 68
(PDF, 128 MB)
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wie neue Funde bestätigen, von denen weiter unten die Rede sein wird. Die Hel-
vetier waren abgezogen, ein großer Teil hatte die Niederlage von Bibrakte nicht
überlebt. Die Kelten hatten nicht genügend Menschen, um ihre früheren Gebiete
auch nur annähernd wieder in Besitz nehmen zu können. Die Germanen waren
hingegen über den Rhein wieder zurückgeflutet. Sie blieben außerhalb der römischen
Macht sitzen, wohl aber erlagen sie dem römischen Einfluß im Laufe der
Zeit. Cäsar suchte, um Gallien zu sichern, die Germanen an anderen Punkten zu
treffen. Mit Abschreckungsangriffen war er mehr der Verteidigung zugetan als
der Besetzung. Die Einbeziehung Germaniens in das Imperium blieb ein Versuch.
Die Varusschlacht im Teutoburger Wald zwang die Römer, ihre Eroberungspläne
gegen Germanien aufzugeben. Sie zogen sich hinter den Rhein zurück und sicherten
diesen mit einer Postenkette fester Legionslager. Rhein und Donau bildeten
die Grenzen des Reiches. Es war keine Friedensgrenze, sondern eine militärische
Verteidigungslinie, die alle Nachteile einer eingebogenen Front aufwies: sie verlangte
zur Besetzung und Überwachung starke Truppenmassen und erschwerte die
Verbindung, besonders die Truppenverschiebung im Falle auftretender Gefahr.
Darum schien es geboten, diesen Winkel durch Vorschiebung der Postenstellung in
die Linie der Basis des Dreiecks abzuschneiden. Und das war um so wichtiger,
je mehr das Kaiserreich seine Truppen für Aufgaben an anderen Punkten des
Reiches benötigte. Die Operationen wurden ausgeführt unter den Flaviern. Die
Ortenau erhielt als Vorfeld von Straßburg wieder erhöhte Bedeutung.

Zwei Punkte waren für den neuen Aufschwung unseres Gebietes von ausschlaggebender
Wichtigkeit: Aquae (Baden-Baden) und Argentorate (Straßburg). Die
ausgedehnten Funde von Baden-Baden zeigen uns, daß die friedlicheDurchdringung
des rechtsrheinischen Gebietes mit römischer Kultur der militärischen Besetzung
vorausging. Die heißen Quellen des Platzes zogen die Römer an. Schon aus der
Zeit um die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts lassen sich römische
Einflüsse nachweisen. Baden-Baden war die einzige römische Stadt der Ortenau
und später Vorort einer nach ihr benannten Civitas, eines Selbstverwaltungsbezirks
, der einen großen Umfang hatte. Überreste von bedeutenden Monumentalbauten
, Kasernen, Tempeln, Magistratsgebäuden, Zunfthäusern, Denkmälern und
vor allem von den Thermen zeugen vom Glanz des römischen Badeortes. Es wurde
gesagt, daß die strategische Linie über unser Gebiet vorgeschoben und vom Niederrhein
bis zur Donau eine befestigte Grenze, der Limes, gezogen wurde, die das
Hinterland zu sichern hatte. Sie war durch Kastelle und Wachttürme gesichert, so
konnte man die Truppen im Hinterland entbehren. Die Ausgangslinie bei der
Besitzergreifung und die Auffangstellung bei der Aufgabe des Landes lag jenseits
des Rheins.

Mit Straßburg war Baden-Baden schon früh durch eine ausgebaute Straße verbunden
. Sie benutzte das Hochufer und zweigte dann nach Osten ab. Eine strategische
Bedeutung besaß sie nicht. Dagegen erhielt strategische Wichtigkeit die Kinzigtalstraße
, die Vespasian 74 n. Chr. erbauen ließ. Möglicherweise folgte man
dabei einem älteren Weg; denn hier ist der Schwarzwald tief eingesattelt, die
Kinzig durchbricht das ganze Gebirge. Wegen ihrer Wichtigkeit dürfte diese Straße

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