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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 74
(PDF, 128 MB)
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trug. In ihnen mischen sich verschiedene Vorstellungen römischer, hellenistischer
und germanischer Herkunft.

Zum Schlüsse unserer Betrachtung über die Besiedlung in römischer Zeit wenden
wir unsere Aufmerksamkeit der Form der römischen Behausung zu. Da steht
als einziges Beispiel einer in den Hauptzügen festgelegten Villa der Gutshof von
Haueneberstein zur Verfügung, der den einfachsten Typus eines römischen Landhauses
repräsentiert (Abb. 11). An der östlichen Innenseite einer 74 Meter im Quadrat
umfassenden Hofraite stand ein Gebäude (A) von 21,6 zu 14,55 m Seitenlänge
. Es gliederte sich in einen fast quadratischen Mittelraum (a) und beiderseits
einer Platte den auf dem Pferde über einen gelagerten schlangenfüßigen Giganten
angelehnte Nebenräume (b und c). Allen drei Räumen ist eine lange, drei Meter
breite Vorhalle vorgelagert. Dieses Gebäude innerhalb der Umfassungsmauer war
jedenfalls der Gutshof selbst, während an anderen Stellen (C, D, E) Nebengebäude
standen, von denen aber infolge ihrer leichteren Bauweise nichts mehr erhalten
ist. Bei B hatte der Bauer innerhalb seines Gehöftes drei Gigantenreitersäulen
aufgestellt.

Nicht lange, nachdem Caracalla die römischen Bäder in Baden-Baden reich und
vornehm mit Marmor hatte ausstatten lassen, nahte das Verhängnis für die römische
Kultur unseres Landes. Caracalla selbst nennt sich auf der Weihinschrift, die uns
von seiner Gunst für die Bäderstadt Zeugnis gibt, „Germanious maximus", weil
er kurz vorher im Jahre 213 einen Vorstoß über die Reichsgrenze ins Land der
Alemannen gemacht und dieselben am Main besiegt hatte. Die Erhebung in Persien
und das Entstehen eines neuen Reiches zwang die Römer, die Besatzung des rechtsrheinischen
Gebietes zum Teil abzuberufen. Die fortgesetzten Schwächen des Reiches
nutzten die Alamannen, um den Grenzwall zu überrennen und in das Deku-
matenland einzufallen. Die Verwahrfunde nehmen in diesen kriegerischen Zeiten
wieder zu (Münzen), wie in Sand, Dinglingen, Langenwinkel, Bühl und Baden-
Baden (Roheisen), wie in Windschläg, Renchen (Abb. 7b). In der zweiten Hälfte
des dritten nachchristlichen Jahrhunderts ist das Gebiet rechts des Rheins für Rom
verloren. Nicht einmal der Rhein bleibt eine sichere Grenze.

Die Bodenfunde geben natürlich keinen Aufschluß über die hin- und herwogenden
Kämpfe zwischen Römern und Germanen. Wir können lediglich feststellen,
daß die Besiedelung des Landes nicht unterbrochen wurde, daß auch nach dem Sturz
der römischen Herrschaft auf der rechten Rheinseite römischer Einfluß in Handel
und Verkehr stark maßgebend war. Die Münzfunde geben hier erfreulichen Aufschluß
. Während die Münzen der Flavier stark vertreten sind, gehen sie von
Comodus bis auf Philippus zahlenmäßig zurück. Dann aber werden sie von
Decius ab selten, um erst mit Diokletian wieder in größerer Zahl hervorzutreten.
Die unsichere Zeit des dritten nachchristlichen Jahrhunderts ist deutlich zu erkennen
. Mit Diokletian festigte sich das Reich, und es traten wieder geregelte
Verhältnisse ein. Die romanisierte Bevölkerung rechts des Rheins hatte, wenn
auch in geringerer Zahl, die Völkerwanderungszeit überstanden und war später
dann im germanischen Volkstum aufgegangen. Während aber an anderen Stellen

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