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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 86
(PDF, 128 MB)
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IV. Der Gang der Besiedlung

Die vorgermanische Besiedlung ist uns wesentlich durch die Ausgrabungen
der Vorgeschichtsforschung bekannt; sie stellte aus der Römerzeit zahlreiche
Dörfer (vici), Gutshöfe (villae) und Befestigungen (castella), z. B. bei Offen-
burg, fest; aber wir kennen aus der Römerzeit kaum einen Namen; durch Zufall
bewahrte uns eine römische Inschrift beim heutigen Sandweier den Namen v i c u s
B i b i e n s i s , d. h. „Siedlung am Zweigweg", dort, wo von der großen römischen
Süd-Nord-Straße, die Äugst bei Basel (Augusta Rauricorum) mit Ladenburg am
Neckar (Lopodunum) verband, die Straße nach Baden-Baden abzweigte (Aquis,
civitas Aurelia Aquensis). Diese Siedlungen werden während der Eroberung der
Ortenau durch die Alemannen und die jahrhundertelangen Kämpfe zwischen Alemannen
und Römern um diese verlassen oder zerstört oder sie verfallen, ihre Bewohner
werden z. T. geflohen, z. T. erschlagen oder gefangen worden sein. Dennoch
bleibt die Frage, ob und in welchem Umfange auch nach der alemannischen
Landnahme gallorömische Bevölkerung im Lande zurückgeblieben
und erst allmählich von den Alemannen aufgesogen worden ist. Schwerlich
werden sie in eigenen geschlossenen Siedlungen wohnen geblieben sein; sonst
müßten deren vorgermanische Namen in größerer Zahl vorhanden sein, wie das
etwa an der Mosel zwischen Trier und Koblenz der Fall ist. Es sind eigentlich nur
zwei Namen geblieben, Kehl (1341 Kenle, von lat. canale) und Kork (1007 Cho-
reka, mit dem gall.-röm. Suffix -acum gebildet); beide Orte aber lagen wohl im
Schutz der linksrheinischen Römerfestung Straßburg (Argentorate), so daß sich
hier gallorömische Bevölkerung in geschlossener Dorfsiedlung halten konnte. Dennoch
sind auch sonst Gallorömer, vielleicht als Kriegsgefangene, im Lande geblieben
, denn nur sie können den Alemannen die in graue Vorzeit zurückreichenden
Namen der größeren Wasserläufe vermittelt haben. Die der beiden
größten, Kinzig (Kinzicha aus :;'Kin-tika) und Rench (Reinich aus *Rein-ika), sind
mit dem Suffix -ika gebildet, das nach neuerer Ansicht (Scherer) in die vorindogermanische
Zeit, d. h. ins 2., wenn nicht 3. Jahrtausend vor Christi Geburt, zurückreicht
. Alteuropäisch, d. h. indogermanisch, ehe dieses sich in seine verschiedenen
Sprachen (Germanisch, Keltisch, Illyrisch, Italisch usw.) spaltete, sind wohl
die Suffixe -ara und issa (-ussa); dazu gehören bei uns die Schutter (Scut-ara) und
die Acher (Acch-ara aus :iAqu-ara), sowie die Unditz (Undussa). Die Murg (entweder
=s Grenzfluß oder = Fluß im Sumpfgelände) und der Oosbach (von *Ausa-
va) sind keltisch oder vielleicht illyrisch; vorgermanisch, doch schwer einzuordnen,
ist der Name der Elz (wohl aus *Antia); vielleicht steckt auch in dem Namen
Durbach das keltische Gewässerwort „dur", das wir in der elsässischen und der
Schweizer Thür wiederfinden; dafür spricht, daß in älterer Zeit die Formen mit T
wie Turbach vorherrschen. Nicht keltisch ist trotz der späteren Umgestaltung mit
einem t am Schluß der Name der Bühlot; die älteste bekannte Form lautet
Büchelahe (1377); das ist gut deutsch: Bach am Büchel (Bühel == Hügel) oder beim
Ort Bühl; in der Tat heißt der Bach nur bei dieser Stadt und im Bühler Tal so,
draußen in der Ebene wird er Sandbach genannt.

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