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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 96
(PDF, 128 MB)
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mit strengen Ordnungen der Nutzungsrechte, oft mit einem mächtigen Herrn als
Obermärker. Solche Waldgenossenschaften fanden sich überall in der Ortenau. Noch
tiefer in den Schwarzwald gelangten Jäger, Fischer, Hirten. Durch sie erhielten
Bäche und Flüsse, Täler und Gründe, Berge und Halden, Matten und Wälder ihre
Namen. Diese Naturnamen griffen die rodenden Siedler auf, um ihre neu entstehenden
Siedlungen zu benennen; sie sind darum für den Schwarzwald kennzeichnend,
der sich darin von den anderen Siedlungszonen deutlich unterscheidet (vgl. Siedlungsnamen
-Tabelle).

Die Kolonisation des Schwarzwalds war bäuerlich; aber schon früh gelangte auch
der Bergbau zu z. T. bedeutsamer Wirksamkeit, und Verleihungen von Bergrechten
wurden sehr begehrt. In der Ortenau ist es vor allem das mittlere Kinzigtal
im weiteren Umkreis von Haslach, wo der Bergbau blühte und natürlich Menschen
heranlockte. Aber wenn die Erzgänge erloschen, verlief sich meist die Masse der
Bergleute, ein typisches Beispiel dafür ist Prinzbach.

Im allgemeinen ist die Besiedlung im 14. Jahrhundert abgeschlossen, und es folgt
eine längere Zeitdes Still Stands und sogar desRückschrittes. Man
hatte oft allzukühn gerodet und die Kolonisation in zu ungünstiges Gelände vorgetragen
, nun zeigten sich viele Siedlungen als nicht lebensfähig und gingen ein;
Lockungen kamen hinzu, das weite Rodungsland im deutschen Osten, die Städte,
von denen es hieß, daß Stadtluft frei mache; Bergwerke mußten wegen Unergiebigwerden
ihren Betrieb einstellen; den Höfen im Rodungsland, vor allem im Schwarzwald
, hatte man nur die gleiche Größe wie im Altsiedeiland gegeben; das war zu
wenig, und viele gingen ein; erst allmählich lernte man, mehrere zu einem lebensfähigeren
Hofe zusammenzulegen und ihm bessere Bedingungen zu geben. Vor
allem auf solche wirtschaftlichen Krisen gehen die meisten unserer Wüstungen
(abgegangene Orte) zurück, nicht auf Kriege; in diesen werden zwar auch ganze
Dörfer verbrannt, Saaten zerstampft, flüchten die Bewohner; ist der Feind aber abgezogen
, kehrt man zurück und baut die vertraute Heimatscholle wieder auf. Gewöhnlich
vollzieht sich der Untergang einer Siedlung ganz allmählich, zuweilen
bleibt noch ein Hof, eine Kapelle, oft nur Gemäuer, ein paar Flurnamen, ineinandergeschachtelte
Gemarkungsteile der Orte, welche die Mark des untergegangenen
unter sich aufgeteilt haben, zuweilen auch das nicht einmal, allenfalls noch eine
Ortssage. Auch der Rhein hat am Boden der Ortenau genagt; die Dörfer Jeringheim
und Hundsfeld südlich Kehl sind ihm zum Opfer gefallen; doch er hat die Ortenau
auch vergrößert; Ottersdorf, Plittersdorf, Wintersdorf lagen im 9. Jahrhundert
noch auf der elsässischen Seite; indem der Rhein hier sein Bett nach Westen hin
verlagerte, kamen diese Dörfer zur Ortenau.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann eine gewisse Wiederbelebung der Besiedlung
. Zur Ausnutzung der Wälder gründete man, was in anderen Teilen des
Schwarzwaldes schon viel früher geschehen, Glashütten. Sie zogen Holzfäller
und Pottaschesieder nach. Aber meist wurde bald die Waldverwüstung so groß,
daß die Glashütte verlegt werden mußte, die Holzfäller aber blieben meist und
wurden oft wieder Bauern; so ist 1623 die Siedlung Glashütte im Lauf er Tal
entstanden; die Glashütte selbst ist heute in Achern. Später sind wohl noch ein

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