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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 97
(PDF, 128 MB)
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paar kleine Holzfällersiedlungen dazugekommen, und, als Kennzeichen der Gegenwart
, meist auf dem Höhenkamm, der die Grenze der Ortenau im Osten
bildet, die Höhenkurorte von Bühlerhöhe bis zum Ruhestein und zur Zuflucht
auf dem Kniebis. Eine Besonderheit ist die Kobalt- und Fayence-Fabrik,
die Abt Rischer von Gengenbach um 1760 im hintersten Nordrachtal gründete; dort
entstand Nordrach-Fabrik mit eigener Gemarkung, heute wieder mit Nordrach
vereint. In der Rheinebene ist auf der früheren Mark Dinglingen um 1790 das
Dörfchen Langenwinkel gebaut worden; noch heute der Ort mit der kleinsten Gemarkung
.

Aber nicht diese wenigen Neugründungen bestimmen die Siedlungsgeschichte
der neuesten Zeit, sondern der immer stärker und nachhaltiger einsetzende Wandel
in der Siedlungsstruktur, die eine weitgehende Umschichtung
oder Umsiedlung der Bevölkerung auslöste. Es sind äußerst verwickelte
Vorgänge, die wir, schon mit Rücksicht auf den begrenzten Raum, nur eben andeuten
können.

Der Vorgang beginnt eigentlich schon im Mittelalter mit der Entstehung
d erStädte. Sie spielen aber auch eine wichtige Rolle in dem zweiten Vorgang,
bei der zunehmenden Industrialisierung, die z. T. gerade auch in der
Ortenau parallel geht mit der Entwicklung immer ungesunderer Verhältnisse in
weiten Teilen der Landwirtschaft. Ein dritter Vorgang schließlich ist die Eingliederung
der Millionen von Heimatvertriebenen und
Ostflüchtlingen und der Einbau der aus den ostdeutschen Gebieten
nach dem Westen verlagerten Industrie.

Besonders schlimm war es in der Ebene im Gebiet der Freiteilbarkeit des bäuerlichen
Besitzes; sie hatte zu einer Zersplitterung des Besitzes und
einer Zerstückelung der Ackerflur geführt, so daß schließlich immer
mehr Bauernhöfe nicht mehr die volle Ackernahrung zu geben vermochten, die
bäuerliche Bevölkerung auf zusätzlichen Verdienst angewiesen war.

Besser hielt sich das mittlere Bauerntum auf den geschlossenen Schwarzwaldhöfen
, wo der Besitz ungeteilt vererbt wurde; doch blieb auch dort die Frage der
weichenden Erben, die nicht alle auf dem Hof des Vaters oder Bruders mitschaffen
konnten. Auch da ist mancher Hof zugrunde gegangen, aufgeteilt oder aufgeforstet
worden. Diese Schwierigkeiten führten seit dem 18. Jahrhundert zu einer
zunehmenden Auswanderung, soweit nicht das örtliche Handwerk den Überhang
an Arbeitskräften aufnehmen konnte.

Die Industrialisierung vermochte die notwendigen Arbeitsplätze zu
stellen; naturgemäß entfaltet sie sich vor allem in den Städten, wo ja Handel und
Gewerbe von früh her ihren Sitz hatten. Entscheidend war vor allem ihre heutige
Verkehrslage, ob sie Industrien anzuziehen vermochten; nicht allen Städten der
Ortenau ist das in gleichem Maße gelungen. Wichtig war aber auch eine gewisse
Dezentralisierung der Industrie, daß wenigstens kleinere Industrien
sich auch in den Dörfern ansiedelten und dort freigewordene Arbeitskräfte
auffingen. Das ist vor allem in einzelnen verkehrsaufgeschlossenen Schwarzwaldtälern
der Fall, wo zu bodenständiger Industrie wie Sägewerken bald auch andere

7 Die Ortenau , 97


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