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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 104
(PDF, 128 MB)
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wenn es dennoch nicht über eine, nicht einmal große Mittelstadt hinausgewachsen
ist, dann vor allem darum, weil es durch die Jahrhunderte im Schatten des bedeutend
älteren, größeren, mächtigeren und reicheren Straßburg lag, in deren Nachbarschaft
eine Stadt auch nur ähnlichen Ausmaßes keinen Raum hatte.

Die Gründung einer Stadt erfolgt in der Regel durch einen Rechtsakt, durch
v/elchen eine Stadt entweder neu geschaffen oder einer schon bestehenden Siedlung
das Stadtrecht verliehen wird, z. B. Steinbach; gewöhnlich erfolgte die Verleihung
auf Bitten des Territorialherrn durch den Kaiser. Die Neugründung kann neben
einer schon bestehenden Siedlung erfolgen, so etwa Offenburg neben Kinzigdorf,
Friedberg neben dem Dorf Oppenau, dessen Namen sie bald annahm, neben einem
Kloster wie in Gengenbach, oder auch aus wilder Wurzel, meist mit einer Burg, wie
wohl in Lahr und in Lichtenau. Die verschiedene Entstehungsweise
läßt sich oft noch im Grundriß ablesen. Neu angelegte Städte zeigen manchmal
einen regelmäßigen Grundriß rings um den Markt; eine solche planmäßige
Anlage ist noch heute in den Stadtkernen von Haslach, Zell, Offenburg, Oberkirch,
Oppenau, auch in Lahr um die ehemalige Burg sichtbar; ebenso bei Kehl, wo die
Stadt auf dem Boden des durch Krieg zerstörten Dorfes entstand, das an anderer
Stelle wieder aufgebaut wurde. Bei Steinbach ist ein kleines Quadrat mit dem
Marktplatz aus dem Dorf ausgeschieden und mit einer Mauer umgeben worden.
Wie bei Kehl ist auch sonst das ältere Dorf verlegt worden; das ist wohl bei Euenheim
, Haslach, Oberkirch und Zell der Fall gewesen; die Leutkirche von Gengenbach
und die Lage der alten Pfarrkirche von Oppenau halten die Erinnerung an
die Lage des ehemaligen Dorfes fest. Wo das Dorf selbst zur Stadt geworden ist,
zeigt diese meist noch einen dörflichen Grundriß, so z. B. Renchen und Achern.
Manchmal haben sich auch vor den Toren der Stadt neue Dörfer gebildet, z. B. in
Lichtenau und Mahlberg, die dann erst in neuerer Zeit in die Stadt und ihre Stadtrechte
einbezogen wurden.

Nicht alle mittelalterlichen Orte mit Stadtcharakter haben diesen wahren können
; dafür ist Prinzbach der krasseste Beweis; infolge seines Silberbergbaues, mit
dessen Einkünften die Geroldsecker die kühnen Unternehmungen ihrer weitgreifenden
Politik finanzierten, wurde es eine Bergwerksstadt; als der Bergbau erlosch,
sank es, abseits des Verkehrs liegend, wieder zu einem kleinen Dorf herab; erst
neuerdings hat man unter Gestrüpp Reste seiner Stadtbefestigung bloßgelegt. Auch
um das Kloster Schuttern schien sich eine Stadt entwickeln zu wollen, da der Ort
aber gleichzeitig auch Geroldsecker Burgsitz wurde, wurde er in die zahlreichen
Geroldsecker Fehden hineingerissen, erlitt so viel Schaden dabei, daß die Entwicklung
zur Stadt nicht zum Abschluß gekommen ist. Kloster Schwarzach nützte das
Recht zu einer Stadtgründung auf dem benachbarten Gewann „Vallator" nicht aus,
sondern begnügte sich mit dem Markt zu Stollhofen, das deshalb im 14. und
15. Jahrhundert wiederholt als Stadt bezeichnet wurde (1306 die stat ze Stallhoven
, 1388 bürg und stat). Als Stollhofen an Baden kam, wurde Schwarzach selbst
Marktort, der mit Straßburg durch das „Grefferner Marktschiff" und mit Bühl lebhaften
Marktverkehr unterhielt. Willstätt war wie Lichtenau Sitz eines lichtenbergischen
Amtes, hatte Burg und Markt, ist aber nie ganz Stadt geworden, ob-

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