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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 107
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Dorfanlage den Ästen zweier sich kreuzender Straßen folgt, wie etwa bei Hügelsheim
oder Diersheim; und es entsteht ein sternförmiges Siedlungsbild, wenn die
Siedlungsentwicklung einem ganzen Bündel von Straßen folgt, die im Dorf zusammenlaufen
oder von ihm ausgehen; bei Ottersweier sind es sechs. Die Siedlungsform
von Urloffen ist durch die Grenze zwischen Bruchgebiet und einer Geländeerhebung
bestimmt. Geländeformen, Wasserläufe, Straßen beeinflussen also
weitgehend die Sonderformen der einzelnen Dörfer.

Kennzeichnend für alle diese Dörfer war einst die Gewannflur, wesentlich
für die ehemalige Dreifelderwirtschaft; wegen der äußeren Vielgestaltigkeit der
Haufendörfer hat man diese deshalb auch Gewanndörfer genannt Aber dieses
alte Flurbild, mag es da und dort noch durchschimmern, ist längst zerstört; Ablösung
der Dreifelderwirtschaft, zunehmender Anbau von Handelsgewächsen
(Hanf, Tabak u. a.), die zunehmende Zersplitterung der Ackerflur
in zahllose, immer kleiner werdende Parzellen und schließlich die Flurbereinigungen
, die heute im Gange sind, durch die man unter anderem durch Zusammenlegung
von Parzellen die unrationelle Feldzerstückelung beseitigen will, all
das hat die alte Gewannflur fast völlig ausgelöscht. Wohl hat man sich beim
Hanfbau zunächst auf Ackerstücke beschränkt, die außerhalb der Gewanne und
ihres Flurzwangs lagen, auf die sogenannte B ü h n oder B e u n t, an die noch
zahlreiche Flurnamen und die mit Steinen umlagerten Hanfreezen erinnern; aber
das ging meist auf Kosten der Allmend und hat den Verfall der Gewannflur nicht
aufgehalten.

Seltener ist in der Rheinebene der Weiler, soweit es sich um eine Siedlung
mit Weilerflur (Blockflur) handelt, d. h. kleine, etwas aufgelockerte Siedlungen,
die Äcker der einzelnen Bauern in größeren Stücken (Blöcken) in Gemengelage.
Häufiger sind sie fast nur im Bruchgebiet, wo die Inseln besiedlungsfähigen Landes
oft keine größere Ausdehnung zuließ. Michelbuch, Schiftung, Malchhurst, Litzloch,
Walzfeld, Elzhofen gehören dazu; selbst Hildmannsfeld wird man als ursprüngliche
Weilersiedlung ansehen. Manche Weiler sind freilich wohl nur Reste zurückgehender
Dörfer, so vielleicht Müllen; sie hatten dann wohl meist Gewannfluren.

Einzelhöfe sind in der Ebene selten, und dann meist letzte Reste eingegangener
Siedlungen, so etwa der Ottenweierhof bei Schutterzell. Am ehesten sind
sie noch im Bruchgebiet zu erwarten, und wir wissen, daß Kloster Schwarzach dort
solche errichtet hat; auch von den -tung- und -hurst-Orten sind manche nur Höfe
gewesen. Der heute noch bestehende Hof Buchtung bei Sinzheim war schon 1391 ein
solcher („Buchtungshoff"); auch der Langhursthof bei Hildmannsfeld wird 1314
als solcher genannt; wie dieser sind die meisten wieder eingegangen, Duttenhurst
bei Sinzheim, Dachshurst bei Eckartsweier stehen noch heute.

Viele Gemeinden des Altsiedeilandes sind um der Weide willen ins Bruchgebiet
und vor allem ins Gebirge vorgestoßen, lange, ehe die Siedlung dorthin nachfolgte.
Zur Verteidigung wie zur rechten Verteilung ihrer Nutzungsrechte haben sie sich zu
Markgenossenschaften zusammengeschlossen, die sich in der Ortenau
fast lückenlos längs des Gebirges und des Bruchgebietes von der Ettenheimer bis
zur Steinbacher Waldmark hinzogen; von der Niederterrasse aus erstreckten sich

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