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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 120
(PDF, 128 MB)
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birgt es eine oder zwei weitere Kammern
(Abb. 2d, strichpunktiert). In vielen Häusern
sind auch im Dachgeschoß am Giebel gegen
die Straße hin eine oder zwei „Bühnenkammern
" ausgebaut worden.

Im Rebland sind die Küchenflurhäuser gestelzt
, d. h. auf einen steinernen Unterbau
gestellt, der den Keller enthält. Der Zugang
zum Keller liegt, wenn irgend möglich, auf
der Schattenseite des Hauses, damit er kühl
bleibt. Freitreppen, die zum Teil sehr aufwändig
gestaltet sind, führen in das Hausinnere
.

In der Rheinebene, nördlich und südlich
von Offenburg, von Rastatt etwa bis zur
Freiburger Bucht bei Riegel, und in dem
hessischen Riedgebiet zwischen dem Unterlauf
des Neckars und der Weschnitz steht
allseitig umgeben von Firstsäulenhäusern
und Häusern mit Dachstühlen das Haus mit
Kniestock, das der Volksmund „anderthalb-
stöckig" oder „Halbstock" nennt (Abb. 7).
Beim Kniestockhaus liegen die Dachfüße höher als der Dachboden, der bei
dieser Hausart eingetieft erscheint (Abb. 8). Dachboden, Kniestockwände und Dach-
hölzer bilden im Querschnitt einen fünfeckigen Dachraum. Hierbei stützen sich
die Dachhölzer mit ihren unteren Enden meist auf die Hauswände; sie sind hier
echte Sparren, im Gegensatz zu den Rafen. Es gibt jedoch eine beträchtliche Anzahl
Kniestockhäuser, die Rafen besitzen.

Dieser interessante Typ, der mit seinem inselartigen Auftreten inmitten eines alten
Firstsäulenhausgebietes der Forschung manches Rätsel aufgibt, ist in einem Aufsatz
der „Badischen Heimat"'1) näher beschrieben. Hier soll nur angedeutet werden, daß
diese Form nach dem Abwägen aller Deutungsmöglichkeiten in ursächlichen Zusammenhang
mit der Besiedlung der Bruchzone durch wasserbaukundige Niederdeutsche
zu bringen ist. Diese Niederdeutschen waren nach Walter4) und Langen-
beck5) vermutlich bei der fränkischen Durchdringung unseres Gebietes über Straßburg
, das ein Vorort der fränkischen Eroberer in jenen Zeiten gewesen ist, an den
Oberrhein umgesiedelt worden. Wir hätten damit in dem Kniestockhaus eine sichtbare
Erinnerung an die tragische Geschichte der Alemannen vor uns. Jedoch mag

3) Schilli, Hermann, Das oberrheinische (mittelbadische) Kniestockhaus. „Badische Heimat", 1/1957.

4) Walter, Michael, Die Besiedlung der Ortenau in geschichtlicher Zeit. „Die Ortenau". Mitteilungen des
Historischen Vereins für Mittelbaden. 16/1929.

6) Langenbeck, Fritz, Ortsnamenprobleme unter Berücksichtigung oberrheinischer Verhältnisse. „Die Ortenau",
33/1953. Langenbeck, Fritz, Die Entstehung der -heim-Ortsnamen im südbadischen Oberrheintal. „Badische
Heimat", 1/1957. Langenbeck, Fritz, Die tung- und hurst-Namen im Oberrheinland. „Alemannisches Jahrbuch
" 1958. Schauenburg, Lahr.

Abb. 5. Käfersberg, Offenburg. FP First-
pfette oder Firstbaum, FS Firstsäule,
B Balken, WS Wandsäule, S Stockpfette

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