Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 144
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0147
Mit der schon nicht mehr ganz sicheren Nennung dieses Grafen Burchard verschwindet
die Grafschaft Ortenau endgültig aus der Geschichte. Gleichwohl wird
man annehmen müssen, daß sie noch bis zum Aussterben der Zähringer im alten Umfang
fortbestand und von dem herzoglichen Hause mitverwaltet wurde. Berthold IL,
der Schwiegersohn des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden, setzte zwar noch geraume
Zeit nach seines Vaters Tode (1078) dessen Politik fort und erlangte sogar
1092 von weifischer Gnade die schwäbische Herzogswürde als Prätendent gegen
die königstreuen Hohenstaufen. Aber wenige Jahre später, 1098, machte er mit
Heinrich IV. seinen Frieden, wohl kaum ohne für seinen Verzicht auf das Herzogtum
Schwaben gewisse Gegenleistungen zu verlangen, als welche man sich am ehesten
die Rückgabe der früher von den Zähringern innegehabten Grafschaften denken
könnte. Gerade für die Ortenau allerdings ist in Ermangelung jeglichen Zeugnisses
kein strikter Nachweis zu erbringen, aber man wird sich bei Beurteilung dieser
immerhin auffälligen Tatsache vor Augen halten müssen, daß die Interessen des
zähringischen Hauses im 12. Jahrhundert eine andere Richtung einschlugen und
größere Ausmaße annahmen. Zur Sorge um die breisgauischen Hausgüter, das
Stammkloster St. Peter und die neugegründete Stadt Freiburg trat bald die Verwaltung
des burgundischen Rektorats, in dem die Zähringer einen gewissen Ersatz
für die entgangenen Herzogtümer Kärnten und Schwaben erblicken konnten. Beim
Aufbau dieser neuen südwestdeutschen Hausmacht trat die Ortenau, die ganz an
ihrem äußersten Ende gelegen war, naturgemäß an Bedeutung zurück. Die dort
gelegenen Hausgüter scheinen vorzugsweise als Heiratsgut der Töchter oder zur
Ausstattung jüngerer Söhne gedient zu haben. So kam die Schauenburg bei Oberkirch
an Liutgard, die Tochter Bertholds IL, bei ihrer Vermählung mit Gottfried
von Calw und stand nach des letzteren Tod im Mittelpunkt eines Erbfolgestreites
zwischen Konrad von Zähringen, der die Feste seinem Hause erhalten wollte, und
dem Herzog Weif, dessen Ansprüche sich auf seine Vermählung mit Uta, einer
Verwandten10) der zähringischen Liutgard, gründeten. Konrad, mit den Staufern
verbündet, belagerte Schauenburg im Jahre 1133, aber König Lothar, dem der gemeinsame
Kampf der Zähringer und Staufen gegen die Weifen nicht erwünscht
war, wußte ihn zur Aufhebung der Belagerung und wohl auch zum Abschluß eines
Vergleichs zu bewegen, durch den die zähringischen Rechte wenigstens vorläufig
ausgeschaltet wurden. Denn Uta lebte noch bis mindestens 1196 auf der Schauenburg
, von der sie den Titel „Herzogin von Schauenburg" annahm. Durch die Gründung
des benachbarten Prämonstratenserklosters Allerheiligen hat sie sich im kirchlichen
Leben des Landes ein bleibendes Denkmal gesetzt. Zu den Stiftern dieses
neuen Gotteshauses gehörte auch ein jüngerer Bruder Herzog Bertholds IV., Hugo
von Ullenburg. Sein Name beweist schon, daß er auf den zähringischen Gütern in
der Ortenau residierte, außerdem aber hat uns ein Urbar des Klosters Tennenbach
ausdrücklich überliefert, daß Hugo bei der Teilung mit seinen Brüdern bedeutenden
Besitz an Eigen- und Lehensgut im Breisgau und in der Ortenau erhielt und

le) Das sehr dunkle Verwandtschaftsverhältnis zwischen Uta und Liutgard hat man auf die verschiedenste
Weise aufzuhellen versucht. Nach der neuesten Erklärung von Möller (ZGORh., NF. 39, 515 ff.) wäre Uta
nicht die Tochter, sondern die Nichte der Liutgard.

144


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0147