Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 159
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0162
hatte dagegen durch seine Aufwendungen zum Kriege die Finanzen des Hochstifts
über Gebühr in Anspruch genommen. Es hätte einer starken und sorgenden Hand
bedurft, um diese Scharte auszuwetzen; aber die Regierung seines sittenlosen und
pflichtvergessenen Nachfolgers Wilhelm von Diest trug nur dazu bei, den Ruin der
bischöflichen Machtstellung zu vervollständigen. Stück für Stück gingen die Orten-
auer Besitzungen des Bistums in die Hände der Stadt und angesehener Straßburger
Geschlechter über. Der sogenannte bischöfliche Krieg der Jahre 1428 und 1429, der
den Zwiespalt vertiefte, suchte auch die Ortenau heim. Vergebens bemühten sich
die Herren von Lichtenberg und Markgraf Bernhard von Baden als Verbündete des
Bischofs die Kehler Rheinbrücke in ihre Gewalt zu bringen. Die Stadt Straßburg
war auch diesmal in ihren Unternehmungen glücklich; nach mehrfachen erfolgreichen
Zügen über den Rhein gelang es ihr schließlich auch, Oberkirch, das längst
vom Bistum in die Pfandschaft der Stadt übergegangen war und jetzt von einem
feindlichen Aufgebot belagert wurde, zu entsetzen.

Die Markgrafen von Baden waren, wie man sieht, an diesen Straßburger Kriegshändeln
stets beteiligt, denn obwohl sie die im Jahre 1334 gewonnene Landvogtei
schon zwei Jahrzehnte später an Straßburg abgeben mußten, standen sie doch durch
ihre übrigen Besitzungen nach wie vor zu allen Ortenauer Ereignissen in der engsten
Beziehung. Unter den zahlreichen Fehden jener Zeit gab es kaum eine, in der
sie sich nicht zur einen oder anderen Partei geschlagen hätten oder wenigstens, falls
es ihr Interesse gebot, als Friedensvermittler tätig gewesen wären. Mit ihrer versöhnenden
Tätigkeit ernteten sie nicht immer Dank, wie in jener Schauenburger
Fehde des Jahres 1432, als sie die Zerstörung der Schauenburg durch die verbündeten
Gegner, den Grafen von Württemberg, die Stadt Straßburg und andere, zu
hindern suchten. Daß sie die Landvogtei nicht auf die Dauer zu behaupten vermochten
, war für die weitere Ausbreitung ihrer Macht in diesen Gegenden ein
empfindlicher Schlag. Nur vorübergehend eröffnete sich noch einmal die Aussicht,
wenigstens die pfälzische Hälfte der Vogtei zurückzugewinnen, aber die militärischen
Erfolge Kurfürst Friedrichs des Siegreichen machten diese Hoffnung bald zu-
schanden. So blieb die pfälzische Vorherrschaft durch das ganze 15. Jahrhundert
unbestritten. Erst der unglückliche Ausgang des Landshuter Erbfolgekrieges im
Jahre 1504 machte ihr ein Ende. Im Verlauf dieses Krieges erschien König Maximilian
selbst mit einem 8000 Mann starken Heere in der Ortenau. Die drei Städte
fielen ohne Schwertstreich in seine Hand und erlangten alsbald die Bestätigung ihrer
herkömmlichen Rechte und Freiheiten; auch die Feste Ortenberg, bei der er anfangs
auf Widerstand stieß, mußte nach zweitägiger Beschießung die Tore öffnen. So war
die Landvogtei ganz in der Hand des Königs und blieb seitdem, nach vorübergehender
Überlassung an die Fürstenberger, endgültig beim Hause Habsburg.

Solch unmittelbares Eingreifen der königlichen Gewalt in die oberrheinischen
Verhältnisse bildete aber doch eine Ausnahme. Zumeist war der Eifersucht der
Territorien freier Spielraum gelassen, Selbsthilfe an der Tagesordnung. Die Kleinsten
unter den Kleinen konnten sich nur durch Anlehnung an Mächtigere oder Zusammenschluß
dagegen schützen, von den größeren Nachbarn erdrückt zu werden.
So hatten sich Offenburg, Gengenbach und Zell, die stets fürchteten, daß sie „mit

159


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0162