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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 172
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0175
ebenso fern wie ein Jahrzehnt zuvor dem Bühler Armen Konrad. Nur an einem
Punkte vernehmen wir den Widerhall der gewaltigen Ereignisse, die in der Zwischenzeit
das geistige und religiöse Leben des ganzen deutschen Volkes auf tiefste
erschüttert hatten. Die Forderungen nach Mitwirkung der Gemeinde bei Bestellung
der Geistlichen und nach lauterer und unverdunkelter Verkündigung des Gottesworts
, die im ersten Artikel des Ortenauischen Vertrages aufgestellt wurden, haben
das Auftreten Martin Luthers zur Voraussetzung.

Die frühzeitige und starke Verbreitung der lutherischen Lehre in der Ortenau
ist in der Hauptsache darauf zurückzuführen, daß das benachbarte Straßburg schon
seit dem Anfang der zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts ein Hort der protestantischen
Bewegung war. Von der unbedingt führenden Stellung, die sie in der
Folgezeit unter der Leitung des politisch hochbegabten Stättmeisters Jakob Sturm
in der Reihe der deutschen Reichsstädte einnehmen sollte, war die Stadt damals
zwar noch entfernt, aber die Anwesenheit einiger führender Köpfe der neuen Lehre
genügte doch, um sie schon damals zu einer Pflanzstätte des Luthertums zu machen,
deren werbende Kraft sich im Umkreis der Oberrheinlande allenthalben verspüren
ließ.

Für die Ausbreitung der Reformation in der Ortenau war entscheidend
, daß Graf Wilhelm von Fürstenberg, der mit der Herrschaft Hausach
seit 1504 die verpfändete Landvogtei vereinigte, mit Straßburg und den Führern
der protestantischen Sache in engster Verbindung stand. Kriegerischer Tätigkeit
leidenschaftlich ergeben, weilte er freilich nur selten in seinen angestammten Landen
, besonders seitdem er sich 1529 dem rastlosen und unsteten Landgrafen Philipp
von Hessen nahe angeschlossen hatte. In letzterem Jahre nahm er an dem Konvent
der Evangelischen zu Schmalkalden und an dem Marburger Religionsgespräch teil,
die oberdeutschen Theologen Zwingli, ökolampadius, Bucer und Hedio begleitete
er auf der Heimreise bis Straßburg. Wenige Jahre später war er an der Spitze
zweier Regimenter dem Landgrafen behilflich, den vertriebenen Ulrich von Württemberg
wieder in den Besitz seines Herzogtums zu setzen. Erst Ende der dreißiger
Jahre in seine Lande zurückgekehrt, konnte er sich nun mit ganzer Kraft der Einführung
der Reformation widmen, die hier schon längst Wurzel geschlagen hatte36).
Bereits 1537 zählte man in Schmalkalden seine Herrschaften zu den zweifellos
evangelischen Gebieten; die Akten des Regensburger Religionsgesprächs von 1541
unterzeichnete er in der Reihe der protestantischen Reichsstände. Auch ein Brief
Hedios vom Jahre 1545, in dem dieser bezeugt, dem Grafen schon mehr als 20 Jahre
„in Anschickung der pfarren in der Ortenaw und Kinzigerthal, so wie in Visitation
und besuchung derselbigen" gedient zu haben, deutet darauf hin, daß reformatorische
Bestrebungen hier schon seit den zwanziger Jahren im Gang waren. In der
Herrschaft Kinzigtal hatte Wilhelm freilich wohl auf seine Mutter Elisabeth Rücksicht
nehmen müssen, der auf Lebenszeit ein Anteil an der Herrschaft verschrieben

36) Vgl. auch E. Batzer, Neues über die Reformation in der Landvogtei Ortenau. In Zeitschr. f. d. Gesch.
d. Oberrheins 78 (1926) S. 63—83; O. Kähni, Reformation und Gegenreformation in der Reichsstadt Offenburg
und Landvogtei Ortenau, in: „Ortenau" 30 (1950) S. 20—37, und L. Lauppe, Die Reformation im klösterlich-
sdiwarzachischen Kirchspiel Scherzheim-Lichtenau, ebda. 32 (1952) S. 71—84; 33 (1953) S. 167—178.

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