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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 177
(PDF, 128 MB)
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strengen Prüfungen unterzogen, ihre Ehelosigkeit nicht erzwungen, die Prozessionen
allmählich vermindert, die Messe auf Sonn- und Feiertage beschränkt.
In Kehl wurde schon 1525 auf Bitten der Einwohner und des Freiherrn Ludwig
Böcklin von Böcklinsau ein evangelischer Pfarrer, Leonhard Volk aus Augsburg,
angestellt; auch in Lahr ist im gleichen Jahr ein Prädikant nachzuweisen. Aber
seit 1528 begann Philipps Neigung zu lutherischen Einrichtungen offenbar unter
dem Einfluß des kaiserlichen Hofes zu erlahmen, und seit dem Augsburger Reichstag
von 1530, der den Markgrafen nach den Worten Sebastians Franks veranlaßte,
„fein gemach wieder zum Papsttum" abzufallen, ging man auch dazu über, die
evangelischen Geistlichen wieder abzusetzen. Philipps Bruder Bernhard, der bei
der Teilung des Jahres 1535 den baden-badischen Landesteil erhielt, war zwar
entschiedener Protestant, da er aber schon 1536 starb und seine Söhne Philibert
und Christoph der Vormundschaft zweier katholischer Fürsten, des Pfalzgrafen
Johann von Simmern und des Herzogs Wilhelm von Baiern, unterstellt wurden,
waren seine reformatorischen Pläne ohne Wirkung. Bis zur Mündigkeitserklärung
der Söhne im Jahre 1556 blieb die alte Lehre herrschend, nicht nur in dem rein
badischen Territorium, sondern auch in der Herrschaft Lahr-Mahlberg, obwohl
hier das mitregierende Haus Nassau schon 1531 zum Anschluß an die augsburgische
Konfession bereit gewesen war.

Ebenso blieb die benachbarte Herrschaft Geroldseck der alten Kirche vorläufig
erhalten. Diebold von Geroldseck, der Luther 1519 in dem von ihm verwalteten
Kloster Einsiedeln eine Zuflucht angeboten und vier Jahre später den flüchtigen
Ulrich von Hutten wirklich dort aufgenommen hatte, war zwar ein eifriger Förderer
der evangelischen Sache und besiegelte seine Überzeugung mit dem Tode,
den er an Zwingiis Seite 1531 in der Schlacht bei Kappel erlitt. Aber sein Bruder
und Nachfolger Gangolf war schon aus politischen Gründen jeder Begünstigung
des Luthertums abgeneigt, da er sich in ein enges Dienst- und Lehnsverhältnis zu
Österreich begeben hatte und dieser Abhängigkeit auch in religiösen Fragen Rechnung
tragen mußte. Schon 1525 kennzeichnete ihn sein Bruder als einen heftigen
Gegner des Evangeliums, ihn, der doch drei Jahre zuvor an der Seite Sickingens
den Kampf gegen die geistlichen Fürsten eröffnet und den Erzbischof von Trier in
seiner Residenz belagert hatte.

Gangolf war nicht der einzige aus den Reihen des Ortenauer Adels gewesen,
der dem abenteuernden Ritter seine Hilfe lieh. In dem Ausschuß des Landauer
Bundes, den Sickingen 1522 zur Erreichung seiner Ziele ins Leben gerufen hatte,
saßen als Vertreter der Ortenau Jörg von Bach und Wolf von Windeck. Sympathien
für die evangelische Sache blieben seitdem gerade in der Ritterschaft des
Bezirks Ortenau um so mehr lebendig, als ja die meisten Geschlechter zum Elsaß
und zur Stadt Straßburg die engsten Beziehungen unterhielten. So war etwa
Egenolf von Röder seit 1523 als Straßburger Stättmeister an dem dortigen Reformwerk
mit Eifer beteiligt und stimmte 1529 als erster im Rat gegen die Beibehaltung
der Messe; Ludwig Böcklin von Böcklinsau, der ebenfalls in Straßburg eingebürgert
war und im Rat großes Ansehen genoß, hatte nicht minder die Sache des
Protestantismus von Anfang an verfochten; die Herren von Wurmser waren min-

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