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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 184
(PDF, 128 MB)
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losigkeiten einer hungernden und aufgereizten Soldateska auch noch die Ausschreitungen
konfessioneller Feindseligkeit zu besorgen hatten. Schon im Januar 1569 vereinbarte
daher die Landvogtei gegenseitige Hilfe mit der Stadt Offenburg, im
Februar wandte sie sich an die vorderösterreichische Regierung in Innsbruck mit dem
Vorschlag, ein Bündnis mit Baden, Hanau-Lichtenberg und Straßburg zum Schutz
aller Rheinübergänge von Breisach bis Hagenau zustande zu bringen. Ein typisches
Bild westdeutscher Grenzpolitik, das sich im Verlauf der nächsten zwei Jahrhunderte
noch unzählige Male wiederholen sollte. Wie viele Herren waren unter einen Hut
zu bringen, um allein dem kleinen Gebiet der Ortenau, das als Hinterland des Kehler
Brückenkopfs eine so hervorragende strategische Bedeutung besaß, wirksame Sicherung
zu gewährleisten! Es ging, wie es noch so oft gehen sollte. Eine gemeinsame
Aktion kam nicht zustande. Die österreichische Regierung schickte zunächst, da das
Amt des Landvogts zur Zeit unbesetzt war, den Hans Christoph von Haidek „zu
fursehung und beratschlagung" in dieOrtenau, der alsbald nachEnsisheim berichtete,
daß die Ortenberger Befestigungsanlagen „der notdurfft nach nit gebraucht werden
mögen", da nicht der geringste Proviant vorhanden und zum notdürftigen Ausbau
der Festung eine Besatzung von 200 bis 300 Mann erforderlich sei. Als diese betrübenden
Feststellungen gemacht wurden, war es schon längst zu spät. Die Truppen
des Oraniers und des Pfalzgrafen Wolfgang hatten die Kehler Rheinbrücke überschritten
und die ganze Ebene der Ortenau überschwemmt. Daß es keine sehr angenehmen
Gäste waren, zeigte ein Bericht aus Schutterwald, nach dem die dort über
einen Monat lagernden Truppen desBasler Hauptmanns Hans Osiander „den vnder-
thanen alda weder Essen noch Trinckhen bezalt vnd allen Muetwillen zuegefüegt
haben". Die Leidenszeit der Bevölkerung dauerte mehrere Monate; erst im April
zogen zwei pfalzgräfliche Regimenter aus der Gegend von Schuttern und Kappel ab,
um den Rhein wieder zu überschreiten41).

Der schlechte Fortgang, den die Sache der Hugenotten in Frankreich inzwischen
genommen hatte, übte auch auf die kirchlichen Verhältnisse der Ortenau eine fühlbare
Rückwirkung aus, da die beiden protestantischen Ortenauer Landesherren, die
in dem deutschen Hilfsheer an der Seite der Hugenotten fochten, beide das Ende des
Feldzugs nicht erlebten. Quirin von Geroldseck, der im Winter 1568 auf 1569 dreizehn
Fähnlein bei Lahr gesammelt und noch vor seinem Aufbruch die Klöster
Ettenheimmünster und Schuttern seinen protestantischen Eifer unangenehm hatte
fühlen lassen, fand schon am 15. Juli 1569 bei Montauban den Tod, Markgraf
Philibert von Baden geriet am 3. Oktober in der Schlacht bei Moncontour schwer
verwundet in feindliche Gefangenschaft und wurde an die spanische Grenze verschleppt
, wo er bald darauf seinen Verwundungen erlag. Das unerwartet frühzeitige
Hinscheiden dieser beiden eifrigen Anhänger der Reform gewährte dem wieder
erstarkenden Katholizismus erwünschte Gelegenheit, im Gebiet der Ortenau verlorenen
Boden wiederzugewinnen.

Jakob von Geroldseck, Quirins Sohn, zählte beim Tod seines Vaters erst vier
Jahre. Sein Vormund, Graf Karl von Hohenzollern, der dem katholischen Glauben

41) Karlsruhe, GLA. Akten Landvogtei Ortenau 448.

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