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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 195
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burgischen Soldaten das rheingräfliche Fußvolk, württembergische Reiter und Baden-
Durlacher Fußknechte des Obristen Heinrich von Gaudecker, der vorübergehend
den Oberbefehl in der Schanze führte. Sie alle teilten sich mit den Kaiserlichen und
Bayern in die Ausplünderung des Hanauerlandes und der Ortenau.

Die Verwüstung des Landes, die Leiden der Bewohner, Teuerung und Elend
überstiegen alles Maß. Die evangelische Kirche wurde nun in der Ortenau ganz ausgerottet
. Markgraf Wilhelm ließ aus seinen Landen, deren Regierung er auf Grund
einer kaiserlichen Verfügung vom 5. Mai 1635 jetzt wieder übernehmen konnte,
nicht nur alle evangelischen Geistlichen ausweisen, sondern auch alle Untertanen,
die während der Schwedenherrschaft vom alten Glauben abgefallen waren, mit
harten Strafen belegen. Das an Württemberg verpfändete Amt Oberkirch wurde
ohne die geringste Entschädigung dem Pfandherrn genommen und an Bischof
Leopold Wilhelm von Straßburg zurückgegeben. Auch rein protestantische Territorien
wurden katholischen Herren unterstellt: Die Herrschaft Geroldseck kam an
den kaiserlichen Obersten von Cronberg, Lahr an den Kommandanten der Festung
Philippsburg Kaspar Bamberger.

Die Vorherrschaft der Kaiserlichen am Oberrhein währte nun über drei Jahre
(1634—1637)45), blieb aber nicht ganz unbestritten, da seit 1635 auch Frankreich an
der Seite Schwedens am Kriege teilnahm und die Versuche des in französischem
Solde stehenden Herzogs Bernhard von Weimar, sich im Elsaß dauernd festzusetzen,
gerade in unseren Gegenden von neuem kriegerische Verwicklungen hervorriefen46).

Der Versuch des Weimarer Herzogs im Jahre 1637, die Stellung der Kaiserlichen
am Oberrhein zu erschüttern und dadurch die Schweden im Innern Deutschlands
von dem drückenden Übergewicht der feindlichen Heere zu entlasten, war freilich
nicht von Erfolg begleitet, woran seine französischen Soldgeber die Hauptschuld
trugen, die besonders nach dem Verlust des wichtigen Veltlin (April 1637) ihr
Augenmerk vornehmlich auf den Krieg gegen Spanien richteten und den Feldzug
am Oberrhein lässig betrieben. Der berühmte Jurist Grotius konnte mit Recht aus
Paris an den Herzog schreiben, die Trägheit der Franzosen in den Angelegenheiten
Deutschlands habe die schlimmsten Folgen. Bernhards Feldzug war von dem Eintreffen
der zugesicherten französischen Hilfstruppen abhängig, aber diese waren erst
Anfang Juni und in viel geringerer Stärke, als man ausgemacht hatte, zur Stelle.
Ungesäumt machte sich nun der Herzog daran, den geplanten Rheinübergang ins
Werk zu setzen, und zwar, da ein erster Versuch bei Rheinfelden mißglückte und die

*5) Unter dem Vorwand der Untreue des Grafen Philipp Wolf von Hanau wurden 1637 die Bistumslehen
Amt Willstätt und Stab Bischofsheim mit dem Ziel der Rekatholisierung eingezogen und vom bischöflichen
Amte Oberkirch verwaltet. Das Gericht Lichtenau blieb als lichtenbergischer Eigenbesitz unbehelligt.

4e) Ein Überschreiten des Stromes unterhalb Straßburgs zu vereiteln, rückte der kaiserliche Feldmarschallleutnant
Graf Mathias von Gallas aus der Gegend um Speyer herbei, ließ die Schiffsbrücke Graueisbaum-
Drusenheim schlagen und verharrte wohlverschanzt auf beiden Ufern wochenlang in Untätigkeit, während
seine hungernden Soldaten bis in die Täler des Schwarzwaldes ausliefen, das unzeitige Obst von den Bäumen
rissen und die geringe Ernte im Felde verzehrten. Haufenweise forderte die Rote Ruhr ihre Opfer. Hunderte,
welche seit Nördlingen dem Kaiser dienen mußten, desertierten über den Rheinpaß Kehl und Straßburg zum
Herzog von Weimar und den Franzosen. Da die französisch-weimarischen Truppen nach der Pikardie abberufen
wurden, hob auch Gallas Mitte August sein Drusenheimer Lager auf, ruhte etliche Tage um Lichtenau
und zog mit dem Fußvolk, die leichte Reiterei linksrheinisch, nach Burgund, wo der Herzog von Enghien eingefallen
war.

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