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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 208
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0211
Für 1677 hatten die Verbündeten den Plan einer allgemeinen Offensive gefaßt,
durch welche die Franzosen gleichzeitig von den Niederlanden und vom mittleren
und oberen Rhein aus gefaßt werden sollten. Die unter dem Befehl des Herzogs von
Sachsen-Eisenach stehende Reichsarmee, die den Auftrag hatte, vom Elsaß aus nach
Frankreich vorzudringen, operierte zunächst erfolgreich, sah sich aber doch, da der
französische General Montclar Verstärkungen von der lothringischen Armee des
Marschalls Crequi erhielt, im September genötigt, bei Hüningen wieder über den
Rhein zurückzugehen. Um Straßburg zu sichern und sich mit dem Herzog von
Lothringen im unteren Elsaß zu vereinigen, rückte sie dann rheinabwärts. Bei Will-
stätt wurde die Nachhut von dem verfolgenden französischen Heere erreicht, der
Ort erobert und verbrannt, die Besatzung in die Flucht geschlagen. Der Herzog
konnte trotzdem den Rhein überschreiten und seine Vereinigung mit dem Lothringer
vollziehen, aber Erfolge vermochten die Verbündeten nicht mehr zu erreichen, während
Crequi im November durch die Wegnahme Freiburgs noch einen unschätzbaren
militärischen Vorteil errang, der es ihm erlaubte, im Jahre 1678 gegen die in der
Ortenau stehende kaiserliche Armee offensiv vorzugehen. Ortenberg wurde am
31. Juli erobert und die Festungswerke geschleift; auch die Kehler Schanzen fielen
in die Hände der Franzosen, die Rheinbrücke wurde verbrannt. Daß es den Kaiserlichen
im Oktober gelang, den Kehler Rheinpaß wieder in ihren Besitz zu bringen,
blieb in militärischer und politischer Hinsicht ohne Folgen, da die Friedensverhandlungen
damals schon im Gang waren und auf dieses Ereignis keine Rücksicht mehr
nahmen. Den Winter verbrachte das kaiserliche Fußvolk im Kinzigtal, ein großer
Teil der Reiterei in der Ortenauer Ebene. Auch die Einquartierungen deutscher
Heeresteile bedeuteten für die betroffenen Gebiete, von den wirtschaftlichen Schädigungen
ganz abgesehen, keine kleine Last. Wir hören, daß sich die kaiserliche
Miliz im Jahre 1679 in der Landvogtei allerhand Ausschreitungen zuschulden kommen
ließ, „wodurch dan zumalen zu grossem praejudiz des erzfürstl. interesse sehr
nachdenkliche abusus in der Landvogtey eingeschlichen und vile derer unterthanen
bey solchen kriegsverwirrungen zur halsstarrigkeit und ungehorsam angetrieben
worden", so daß die österreichische Regierung besondere Maßnahmen zur Wiederherstellung
der Ordnung ergreifen mußte59).

Durch den Frieden von Nimwegen, der im Februar 1679 den Krieg beendigte,
wurde die Lage der Ortenau für den Fall eines künftigen französischen Krieges ungemein
verschlechtert. Dadurch, daß nun auch Freiburg in französischer Gewalt
blieb und die Franzosen das Durchzugsrecht von Breisach dorthin erhielten, war die
Südgrenze unseres Gebiets jedem französischen Angriff schutzlos preisgegeben; der
Besitz von Kehl vollends eröffnete Frankreich den ungehinderten Zugang in das
Kinzigtal.

Aber Ludwig XIV. ließ sich an diesen Erfolgen nicht genügen. Die eifrige Tätigkeit
der Reunionskammern brachte es in kurzer Zeit dahin, daß das Elsaß restlos in
Frankreich aufging, die gewaltsame Wegnahme Straßburgs im Jahre 1681 krönte
das glorreiche Werk einer mitten im Frieden vollzogenen Annexion. Die Ortenau war
damit in der ganzen Ausdehnung ihrer westlichen Grenze zum Grenzland des Reichs

5>) Karsruhe, GLA. Akten Landvogtei Ortenau 828.

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