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geworden und lag unter den Kanonen der französischen Rheinfestungen, die nun
teils ausgebaut, teils neu errichtet wurden. Besonders gefahrdrohend war die neue
Festung Fort Louis, die auf einer langgestreckten Rheininsel gegenüber von Hügelsheim
von dem genialen Vauban aus dem Nichts geschaffen wurde. Es war ein trauriges
Sinnbild der deutschen Geschichte und ihrer Wandlungen, daß zum Bau dieser
Zwingburg die Quadern der alten Hohenstaufenpfalz von Hagenau dienen mußten.
Die Weiterführung der französischen Eroberungspolitik, zu der diese Annexionen
und Festungsbauten nur eine Vorbereitung bildeten, ließ nicht lange auf sich warten.
Als im Jahre 1685 mit dem pfälzischen Kurfürsten Karl das Haus Pfalz-Simmern
ausstarb, erhob Ludwig XIV. für seinen Bruder Philipp von Orleans, der die berühmte
Liselotte, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, zur Gemahlin hatte,
Anspruch auf die pfälzischen Lande. Es beleidigte ihn aufs tiefste, daß der Kaiser
ohne Rücksicht auf diese Forderungen der pfälzischen Linie Neuburg das Nachfolgerecht
zuerkannte und auch den Plan des Königs, dem ganz französisch gesinnten
Straßburger Bischof Wilhelm von Fürstenberg die Würde eines Kölner Erzbischofs
zu verschaffen, durchkreuzte. Auf dem Regensburger Reichstag ließ er daher im
Jahre 1688 dem Reich den Krieg erklären. Dieser orleanische oder pfälzische Erbfolgekrieg
hat durch die systematische Zerstörungswut, welche die Franzosen in den
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