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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 212
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nach dem Elsaß aus, der andere zog sich, ständig von den Kaiserlichen verfolgt, allmählich
auf Breisach zurück. Im Herbst konnte sich der Herzog von Württemberg
des Kehler Rheinpasses bemächtigen.

Von größeren militärischen Ereignissen wurde die Ortenau in den folgenden Jahren
nicht mehr berührt, da sich die Operationen größtenteils im badischen Unterland,
am Main und in Württemberg abspielten. Aber die Leiden und Lasten des Krieges
bekam unsere Gegend doch auch in dieser Zeit bis zur Neige zu kosten, da die Franzosen
alljährlich aus Kehl und Fort Louis hervorbrachen und unaufhörliche Truppendurchzüge
das Land heimsuchten. Im September 1691 unterwarf der General De
Lorges noch einmal das ganze Gebiet von Bühl bis Lahr einer planmäßigen Verwüstung
. Die unerschwinglichen Kontributionen und Proviantlieferungen nahmen
kein Ende. Die Verbündeten waren zu schwach, um der Vorherrschaft der Franzosen
im mittleren Baden ein Ende zu machen; auch die Übernahme des Oberbefehls durch
den sieggekrönten Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden gegen Ende des
Jahres 1692 vermochte hieran nichts zu ändern, da alle großen Pläne dieses genialen
Heerführers durch die trostlosen Mängel und Umständlichkeiten der Reichskriegsverfassung
zum Scheitern verurteilt waren. Die Untertanen der Ortenau waren
daher der französischen Willkür rettungslos ausgeliefert. Es war „leicht zu erachten,
das der feindt nicht ehender auffhören werde, dise seinem gewaldt gäntzlichen ex-
ponirte arme leuthe auszusaugen, bis er bey selbigen nichts mehr zu finden wiße".
Die Landesherrschaften waren dagegen machtlos. So konnte etwa die österreichische
Regierung zu Waldshut den Untertanen der Landvogtei nur den billigen Rat geben,
„das sye sich vnd was ihnen etwa noch ybrig, so guet alß imer möglich, an sichren
ohrt zu saluiren gedacht sein möchten"; sie hielt die Kontributionsforderungen für
„ein sach, die dermahlen vnsers orths kheinswegs gehindert noch denen vnderthanen
geholffen werden khan" und beantwortete die unaufhörlichen Klagen und Anfragen
der Ortenauer Amtsleute mit dem tröstlichen Bescheid: „also haben wür auch denen
beambten dermahlen nichts zu rescribieren gwüßt64)". Daß durch diese Lasten die
Wirtschaftskraft des Landes, das kaum angefangen hatte, sich von den Verwüstungen
des Dreißigjährigen Krieges zu erholen und eben erst einer planmäßigen Zerstörung
anheimgefallen war, aufs Neue vollständig gebrochen und jeder Wohlstand im Keim
vernichtet wurde, bedarf keines langen Beweises. Berechnete man doch allein für die
Stadt Offenburg den in den Jahren 1688 bis 1696 erlittenen Schaden auf weit mehr
als eine Million Gulden85), eine für die damalige Zeit unerhörte Summe!

Kurz vor dem Friedensschluß, im Sommer 1697, schien die Ortenau noch einmal
zum Schauplatz größerer kriegerischer Ereignisse werden zu sollen. Im Juli überschritt
der Herzog von Choiseul mit einem Heer von 20 000 Mann den Rhein bei Fort Louis
und rückte über Niederbühl und Lichtenau in die Gegend von Willstätt, Altenheim
und Ichenheim, wo er Anfang August Stellung bezog. Nachdem die Kaiserlichen,
die Oberkirch und das Kinzigtal besetzt hielten, den Franzosen mehrere glückliche
Scharmützel geliefert hatten, ging Choiseul am 20. August zu einem umfassenden
Angriff vor, der sich von der Rench bis zur Schutter erstrecken und das Zentrum der

64) Karlsruhe, GLA. Akten Landvogtei Ortenau 1077 zum Jahr 1691.

65) Vgl. Jul. Lampadius (Leiditlin), Beiträge zur Vaterlandsgcschichte. Heidelberg 1811, S. 168 ff.

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