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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 219
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0222
Gefilden der Ortenau. Am 12. Oktober überschritt eine 50 000 Mann starke französische
Armee unter dem Herzog von Berwick bei Straßburg den Rhein und rückte
in dieGegend von Stollhofen. 13 000 Mann wurden zur Belagerung Kehls detachiert,
dessen Besatzung schon am 28. Oktober kapitulierte. Das Gros lagerte bis Mitte November
bei Stollhofen. Obwohl die Art der nunmehrigen französischen Kriegsführung
von den brutalen Methoden der Raubkriege vorteilhaft abstach und von planmäßiger
Plünderung und Einäscherung der besetzten Ortschaften nichts berichtet
wird, ließen sich doch naturgemäß bei der wochenlangen Anwesenheit einer so starken
Truppenzahl Ausschreitungen verschiedenster
Art nicht vermeiden; wenigstens gegen
vereinzelte Marodeure und Nachzügler suchten
sich die Gemeinden dadurch zu schützen,
daß die Bauern sich auf das Zeichen der Sturmglocken
zusammenrotteten und die Ruhestörer
aus ihren Gemarkungen vertrieben. Aber den
schwersten wirtschaftlichen Schädigungen konnte
die Bevölkerung doch auch diesmal nicht
entgehen. 13 Dörfer der Kehler Gegend mußten
allein während der kurzen Belagerung dieser
Festung 2600 Sack Getreide und 142 000
Rationen Heu liefern; ihr Schaden an Vieh

französische Erinnerungsmedaille an die

und sonstigen in Geld abschätzbaren Dingen Eroberung Kehls am 28. Oktober 1733

betrug in der gleichen Zeit 5427 Gulden.

Der Feldzug des Jahres 1734, der außer der Einnahme Philippsburgs durch die
Franzosen keine wichtigen Ereignisse aufzuweisen hat, zog die Ortenau mehrfach
in Mitleidenschaft. Im April überschritt der Herzog von Berwick bei Kehl und Stollhofen
wiederum den Rhein, wandte sich aber dann sofort nach Norden, um den
Prinzen Eugen anzugreifen, der durch seine ganz unzulängliche Truppenzahl genötigt
worden war, sich hinter den Ettlinger Linien zu verschanzen. Anfangs August
führte der Marschall von Asfeld, seit Berwicks Tode Oberkommandierender der
französischen Armee, seine Truppen von Norden her in die Ortenau mit dem ausgesprochenen
Zweck, durch die Vorräte dieser Gegend die Verpflegung des Heeres
sicherzustellen; Offenburg wurde besetzt, das Murgtal und die ganze Ortenau einer
gründlichen Brandschatzung67) unterworfen. Für dieLandvogtei berechnete man den
durch die französische Einquartierung und die Fouragelieferungen in der Zeit von
August bis Oktober erlittenen Schaden auf nicht weniger als 300 000 Gulden. Vier
Stunden nach dem Abzug der Franzosen am 20. Oktober rückte bereits der österreichische
General Petrasch in Offenburg ein, der auch während des ganzen folgenden
Jahres zum Schutz der Schwarzwaldpässe in unserer Gegend stehenblieb.

Die Kriegsleiden der Ortenau hatten damit nach mehr als hundertjähriger Dauer
auf lange hinaus ein Ende, denn der österreichische Erbfolgekrieg, der nach dem
Tode Kaiser Karls VI. im Jahre 1740 von neuem französische Heere gegen Österreich
ins Feld rief, brachte ihr zwar noch zeitweilige Einquartierungslasten und

87) Plünderung von Lichtenau 22. August 1734: „sie haben tartarisch darin gehauset."

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