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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 234
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Gräben und Batterien zu verstärken. Kasemattierte Räume aber waren nirgends
vorhanden, so daß der Generalleutnant von Stain, als am 12. September die Franzosen
ein heftiges Feuer auf die Befestigungen eröffneten, das Kreis-Infanterieregiment
Wolfegg und fast die ganze Artillerie zurückziehen und auf freiem Feld
kampfbereit aufstellen mußte. Das Bombardement, das drei Tage und drei Nächte
ununterbrochen währte, hatte keine große Wirkung; während Dorf und Stadt Kehl
in Trümmer sanken, wurde von der Festung nur die westliche Bastion beschädigt.
Dagegen gelang es den württembergischen Kanonieren, Feuer an die Rheinbrücke
zu legen, von der sieben Bogen abbrannten.

Dies war das einzige militärische Ereignis des ersten Kriegsjahres, von dem die
Ortenau berührt wurde. Die aus österreichischen und schwäbischen Kreistruppen
bestehende Oberrheinarmee unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls Wurmser
mußte tatenlos in der Defensive verharren, während am Mittelrhein und in den
Niederlanden die Entscheidungen erfochten wurden. Das änderte sich erst, als mit
dem Frieden von Basel (1795) Preußen und andere Gegner Frankreichs aus der
Koalition ausschieden, wodurch die Bewegungsfreiheit der französischen Heere bedeutend
gefördert wurde82). Den Feldzug des Jahres 1795, den ein Waffenstillstand
am 31. Dezember beendigte, bestand Österreich noch mit Ehren. Die Franzosen
waren über den Rhein zurückgeworfen, Rheinhessen und die Pfalz besetzt. Den verstärkten
französischen Anstrengungen, die für 1796 zu erwarten waren, gedachte
man von österreichischer Seite mit einer Offensive am Oberrhein zuvorzukommen
und kündigte deshalb den Waffenstillstand auf den 31. Mai. Aber die Erfolge Bonapartes
in Italien machten diesen Plan zunichte, da Wurmser mit 25 000 Mann dorthin
entsandt werden mußte, so daß die Oberrheinarmee, die jetzt noch 57000 Mann
unter dem Kommando des Feldzeugmeisters Baillet de Latour zählte, für Angriffs-
operationen größeren Stils nicht mehr ausreichte. Diese Schwächung der österreichischen
Stellung am Rhein wurde von den Franzosen zu einem entscheidenden Schlage
ausgenutzt. In der Nacht vom 23. zum 24. Juni gelang es Moreau, bei Kehl den
Rhein zu überschreiten, die Festung zu überrumpeln und sie gegen heftige Angriffe
eines von Willstätt aus vorgehenden schwäbischen Entsatzkorps zu behaupten. Am
27. konnte er zu einem allgemeinen Angriff vorgehen, vor dem die österreichischen
Truppen hinter die Rench, das schwäbische Korps von Offenburg ins Kinzigtal und
der linke Flügel unter Conde nach Dinglingen und Lahr zurückweichen mußten.
Am 28. wurden auch die österreichischen Stellungen an der Rench genommen und
von General Desaix mit 26 000 Mann besetzt, während das Zentrum der französischen
Armee unter St. Cyr bei Offenburg, der rechte Flügel unter Ferino an der
Schutter stehenblieben. Auch die Ankunft des Erzherzogs Karl in der badischen
Markgrafschaft konnte die für die Österreicher ungünstige Situation nicht mehr
retten. Nachdem Desaix am 2. Juli die Schwabenschanze auf dem Roßbühel am
Kniebis erstürmt hatte und nach den Gefechten bei Malsch und Rothensol im Vorrücken
auf Pforzheim und Vaihingen begriffen war, ließ sich die Stellung des schwäbischen
Korps im Kinzigtal bei Haslach und Hausach nicht mehr halten. Sie wurde

82) Vgl. J. Börsig, Ein Teilnehmerbericht aus den beiden ersten Koalitionskriegen in der Ortenau. In:
.Ottenau" 33 (1953), S. 207—210.

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