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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 264
(PDF, 128 MB)
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wandten ihren Wein vielfach zur Besoldung ihrer Beamten, die Anspruch auf bestimmte
Mengen Weines 1. oder 2. Klasse hatten, die sie im eigenen Haushalt verbrauchen
mußten; der Verkauf war nicht erlaubt. Der Weinstein „soll in allen
herrschaftlichen Kellereien sorgfältig gesammelt und auf herrschaftliche Rechnung
verwertet werden" (1810). Wie auch heute stand die Brennerei unter genauer
Beobachtung: „Das Brandwein-Brennen soll bei Tag und an best verwahrten Orten
geschehen, und hierzu eigne Brandwein-Hütten außer den Städten und Dörfern
erbauet werden", um Gesundheitsschäden zu vermeiden, sollen „Brandwein-Blasen
oder doch ihre Röhren zum Spiritus destillieren von Zinn oder doch wenigstens
verzinnet sein" (1804). Der Branntweinverkauf war den Brennern im einzelnen
„bis auf eine halbe Maß, jedoch nur über die Gasse gestattet", die Einfuhr oder
der Verkauf ausländischen Weines war von vornherein mit so viel Abgaben belastet
, daß es sich vielfach nicht lohnte. Die Regulierung der Preise geschah unter
Mitwirkung der Behörden, so wurden etwa in Baden-Baden die Weine durch die
Bad-Kommission nach ihrer Güte taxiert und entsprechend in die Listen eingetragen
(Bad-Ordnung von 1768).

Der Obstbau

Dank dem milden Klima hat sich der Obstbau eine bedeutende Position in der
Landwirtschaft der Ortenau schaffen können, so daß die Ortenau weithin als Obstparadies
bekannt ist. Ende Mai beginnt die Ernte der Erdbeeren, es folgen Kirschen,
Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Pflaumen,
Frühzwetschgen, Pfirsiche, Äpfel und Birnen.

Der Obstbau der Ortenau ist gekennzeichnet durch das Vorherrschen des Anbaues
im landwirtschaftlichen Kleinbetrieb. Es ist oben schon darauf hingewiesen
worden, daß die Landwirtschaft der Ortenau kleinbäuerlichen Charakter hat. Für
den Obstbau bietet der Kleinbetrieb eine Reihe von günstigen Voraussetzungen:
Der Bauer besorgt alle vorkommenden Arbeiten selber oder mit Hilfe der Familienangehörigen
, er kennt die Bodenverhältnisse und jeden von ihm gesetzten Baum.
Im Großbetrieb bringen die bezahlten Arbeitskräfte ihrer Tätigkeit im Obstbau
nicht das gleiche Interesse entgegen. Es ist gar viel im Obstbau zu tun, was liebevoller
Kleinarbeit bedarf: Junge Bäume pflanzen, die überständigen Bäume aushauen
, Schädlingsbekämpfung, Pfropfen, Beschneiden, Ernten, Sortieren und Verpacken
der geernteten Früchte, um nur einiges zu nennen. Der mit Obstbäumen
bepflanzte Boden dient regelmäßig noch anderer Nutzung und vermindert durch die
Verwendung dieses Ertrags das in den Schwankungen des Obsternteertrags naturgegebene
Risiko. Für den Obstbau sind geringe Kapitalien erforderlich: Jungbäume
, Edelreiser und Dünger können durch Vermittlung der Genossenschaften
oder der Obstbauvereine beschafft werden, bei größeren Unternehmen, etwa bei der
Anschaffung von Baumspritzen, springen die Genossenschaften, die Vereine, die
Gemeinden oder die Kreise ein. Die für den Obstbau günstige Bodenbeschaffenheit
wird durch das Klima ergänzt, hervorragend organisierte Transportgelegenheiten
ermöglichen raschen Versand der Ernte.

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