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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 284
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0287
lesent thar in länte gold in iro sante." Allenthalben finden sich am Rhein die „Goldgründe
", die ihren Namen oft bis heute bewahrt haben. Erbitterte Streitigkeiten
über die Abgrenzung und Benützung der Goldgründe gab es nicht nur zwischen den
benachbarten Herrschaften, sondern auch zwischen den Goldwäschern, bei denen
allerdings die Regel galt, daß der zuerst Gekommene auch den besten Waschplatz erhält
. So brachen die Goldwäscher mitten in der Nacht auf, um am frühen Morgen
beginnen zu können. Goldreiche Sande waren nach zurückgehendem Mittelwasser
zu erwarten; beste Aussichten bestanden, wenn der Strom ein Stück festen Ufers
weggerissen hatte und Kies- und Sandmaterial ausgespült war. Die künstlichen,
durch die Rheinkorrektion geschaffenen Stromverhältnisse gestatten nur noch selten
ein Anlegen des Goldes. So ging die Goldwäscherei am Rhein im letzten Viertel
des 19. Jahrhunderts ihrem Ende zu. Einer Enquete der Badischen Oberen Bergbehörde
von 1906 zufolge gab es am Oberrhein keine Goldwäscher mehr.

Neben der Ungunst der Strömungsverhältnisse des korrigierten Rheins ist der
geringe Verdienst als Grund zur Aufgabe des Goldwaschens zu nennen. Der Tagesverdienst
blieb weit unter 2 Mark. Seit dem Aufkommen des Löschpapiers bestand
auch kein Bedarf mehr für den feinen, ausgewaschenen Sand. So lohnte die schwere
Arbeit der Goldwäscher nicht mehr. Ihre Werkzeuge waren durch die Jahrhunderte
im wesentlichen dieselben geblieben, wie sie schon auf der berühmten Rheinkarte
des Generallandesarchivs von 1590 zu sehen sind: eine schräge, mit Tuch bespannte
Waschbank, Schöpfer und Kübel. Obwohl die badische Regierung schon anfangs
des 19. Jahrhunderts eine Prämie für eine Goldwaschmaschine ausgesetzt hatte,
wurde keine brauchbare Vorrichtung zur Erleichterung der Arbeit erfunden.

Im Zug der Rohstoffgewinnung im eigenen Land wurden 1935 bis 1943 die
Goldgründe wissenschaftlich durchforscht und auch ein Großbagger eingesetzt, um
in maschinellem Großbetrieb die notwendigen Sandmengen zu fördern und mittels
neuer Waschanlagen das Gold auszuwaschen. Diesem Unternehmen blieb der Erfolg
versagt, denn die Betriebs- und Anlagekosten standen in keinem annehmbaren
Verhältnis zum Goldertrag, da der Großversuch nur etwa ein Zehntel der
für derartige Lagerstätten als untere Grenze der Bauwürdigkeit erforderlichen
Goldgehalte erbrachte. Der Bagger mit dem schönen Namen „Rheingold" dient
seither der Kiesförderung. In der Tat sind die im Rheintal lagernden ungeheuren
Kiesmengen für die gegenwärtig so sehr beschäftigte Bauindustrie von größter
Wichtigkeit.

In dem hier zu betrachtenden Gebiet wurde im 19. Jahrhundert in folgenden
Orten Gold gewaschen: Nonnenweier, Ottenheim, Meißenheim, Ichenheim, Altenheim
, Goldscheuer, Griesheim, Marlen, Kehl, Auenheim, Leutesheim, Hönau, Diers-
heim, Freistett, Helmlingen, Graueisbaum, Greifern, Söllingen, Stollhofen, Hügelsheim
, Iffezheim, Wintersdorf, Plittersdorf, Steinmauern, Elchesheim, Illingen und
Au. In der Nähe von Au arbeitet der Bagger „Rheingold" an einem 1939 eigens
für die Goldgewinnung ausgehobenen Kanal.

Die Gesamtausbeute an Gold betrug in Baden 1748 bis 1874 rund 360 kg. Das
Gold war der Münzverwaltung abzuliefern; in den einzelnen Amtsbezirken waren
Aufkäufer bestellt. Die Karlsruher Münze verwendete das Gold zur Prägung von

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