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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 287
(PDF, 128 MB)
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trieben, die aber dann aufgegeben werden mußte. Laut Gesellschaftsvertrag vom
24. März 1791 traten beide als Gesellschafter in das Lahrer Haus ein, Wilhelm
Lotzbeck blieb weiter in Straßburg, um den Export zu vermitteln. In diesen Jahren
war das Haus Lotzbeck auf seiner höchsten Blüte angelangt, seine Schnupftabake
sind in allen Städten des westlichen Europas zu kaufen. Es wurden hauptsächlich
amerikanische Tabake verarbeitet. Zur Sicherung des Absatzes nach Bayern errichtete
die Firma Lotzbeck 1811 eine Zweigfabrik in Augsburg, um so der neuen
bayerischen Zollgesetzgebung zu entgehen. Noch einschneidender für die Firma
und die gesamte Ortenau war die Kontinentalsperre, denn nunmehr stockte die
Zufuhr von Rohtabak. Die Firma mußte dazu übergehen, das notwendige Rohmaterial
aus dem Ried zu beziehen, und begann deshalb eine großangelegte Werbekampagne
für den Anbau von Tabak in der Lahrer Gegend. 1813 betrug der Versand
der Firma 1 130 000 Pfund Schnupftabak, es wurden Jahresumsätze von ca.
300 000 bis 400 000 Gulden erzielt. Der Reingewinn war außerordentlich hoch,
so daß die Fabrikbauten bedeutend vergrößert werden konnten. Der Gründer der
Firma starb 1826. Unter seinen Söhnen Karl und Ferdinand erfuhr die Herstellung
der Schnupftabake weitere Verbesserung. Karl Ludwig Freiherr von Lotzbeck war
der erste Abgeordnete der Stadt Lahr in der II. Kammer der Badischen Landstände.
Mit dem Freiherrn Ferdinand von Lotzbeck, dem zweiten Sohn des Firmengründers
, gestorben 1883, endete das Lahrer Geschlecht der Familie. Seine Verdienste
liegen insbesondere auf sozialem Gebiet, da er eine Krankenkasse ins Leben rief,
für Arbeiterpensionen und Arbeiterwohnhäuser sorgte und auch in den Jahren der
Mißernte in der Mitte des 19. Jahrhunderts für Verteilung von Lebensmitteln unter
der Arbeiterschaft bemüht war. Im Jahr 1850 beschäftigte die Lahrer Fabrik 150
Arbeiter. Ein beträchtlicher Teil der Produktion ging nach Nord- und Südamerika,
Ägypten und in den Orient. 1879 wurde eine Filiale in dem schweizerischen Frauenfeld
gegründet, um den Absatz in der Schweiz zu erhalten. Je mehr sich die Sitte
des Zigarrenrauchens ausdehnte, desto mehr nahm der Verbrauch an Schnupftabak
ab. So waren Betriebseinschränkungen unvermeidbar. Nach dem ersten Weltkrieg,
in dem die Firma alle Exportverbindungen verloren hatte, mußte die Fabrik zur
Produktion von Rauchtabak übergehen. 1925 wurde die Firma in Lahr aufgelöst.
Die Stadt Lahr erwarb damals die Gebäude in der Marktstraße als Rathaus. Ein
Teil der Firma kam nach Hamburg. Mit der Firma Lotzbeck verschwand die
letzte Schnupftabakfabrik Badens.

Die erste Zigarrenfabrik in Baden war 1802 durch Freiherr Ludwig von Bilderbeck
in Mannheim gegründet worden. Um die Mitte des Jahrhunderts gab es in
Baden bereits über zwei Dutzend Zigarrenfabriken, deren Zahl in den folgenden
Jahren immer mehr stieg. Anfangs der sechziger Jahre zählte man über 150 Tabakfabriken
, davon beschäftigten sich 120 nur mit der Zigarrenherstellung. So hatte
die Firma Ad. Friedrich Bader in Lahr in ihren Fabriken in Lahr und Friesenheim
etwa 250 Arbeiter. In der Woche wurden etwa 600 000 bis 800 000 Zigarren hergestellt
. Trotz mancher vorübergehender Hemmungen hat in der Folgezeit die ober-
badische Zigarrenindustrie dank des steigenden Konsums zugenommen. Der glückliche
Ausgang des Krieges 1870/71, der im Deutschen Reich wachsenden Wohlstand

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