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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 297
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notwendig. Manche Verbesserungen für die Herstellung des Papierbreis wurden
ausgangs des 18. Jahrhunderts eingeführt: die alten Stampfmühlen wurden durch
die neuen holländischen Geschirre, die sogenannten „Holländer" abgelöst, Lumpenschneider
wurden konstruiert, und dank der Vervollkommnung der Bleichmethoden
gelang es auch, farbige Lumpen zu verarbeiten. Aber erst zu Anfang des
19. Jahrhunderts änderte sich das Papierherstellungsverfahren grundlegend, als an
die Stelle des handgeschöpften Büttenpapiers das von der Maschine fabrizierte
Papier trat. Den Hauptbestandteil der 1799 patentierten Maschine des Franzosen
Louis Robert bildete das „endlose Sieb" mit einer Gautschpresse, das über einer
Bütte gelagert war. Doch konnte der Antrieb mit einer Handkurbel nicht befriedigen
. Es bedurfte daher weiterer Verbesserungen, insbesondere der Einführung des
mechanischen Antriebs und der Konstruktion von leistungsfähigen Trockenanlagen.
Das System der ersten Papiermaschinen ist im wesentlichen bis heute beibehalten
worden: der Papierbrei gelangt auf Siebe, es wird ihm das Wasser entzogen, das
Papier wird getrocknet und geglättet. Aber welcher technische Aufwand steckt
in den modernen Maschinen! Während noch im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts
ein und dieselbe Maschine wechselweise zur Herstellung verschiedener Papiersorten
benützt wurde, hat sich seither die Maschinenbauindustrie mit Erfolg bemüht,
Spezialmaschinen herzustellen, die es ermöglichen, Papierbahnen in früher unbekannter
Breite zu fabrizieren. Dies wird besonders deutlich bei der Herstellung
von Zeitungsdruckpapieren. Die Fortschritte der Papierindustrie ermöglichten
erst die Konstruktion der modernen Druckmaschinen, die imstande sind, große
Auflagen in kurzer Zeit zu drucken.

Bereits 1817 hatte die großherzogliche Regierung die Konzession zum Betrieb
einer mechanischen Papiermaschine nach englischem Muster erteilt, doch wurde
diese Maschine erst 1828 in der Oberen Papiermühle in Ettlingen aufgestellt. Der
Maschinenbetrieb bürgerte sich rasch immer mehr ein, nachdem es gelungen war,
im Holz einen billigen und leicht zu gewinnenden Ersatz für die teuren Hadern
zu finden. Bis zur Jahrhundertmitte war die Herstellung von Handpapier schon in
großem Umfang der Fabrikation von Maschinenpapier gewichen. In den nun
folgenden Jahren brachten die Fortschritte der Chemie weitere umstürzende Neuerungen
in der Herstellung von Halbstoffen. Die Erfindung des Natronverfahrens
ausgangs der fünfziger Jahre und des noch billigeren Sulfitverfahrens (Mitscher-
lich in Freiburg) in den siebziger Jahren stellten die Rohstoffherstellung auf breiteste
Grundlagen und bewirkten die Gründung von großen selbständigen Zellstofffabriken
. So erst war es möglich, den ungeheuren Papierbedarf der modernen
Welt zu decken. Die Betrachtung der Ortenauer Papierindustrie muß sich daher
nach dieser Einleitung zuerst der Herstellung der Halbstoffe, sodann der eigentlichen
Papierfabrikation und schließlich der Verarbeitung des Papiers zuwenden.

Seit etwa 100 Jahren ist Holz der Hauptrohstoff, den man zunächst durch
Schleifen zu Holzschliff und später durch chemischen Aufschluß zu Zellulose für
die Papiererzeugung nutzbar zu machen lernte. Zur Herstellung von Holzstoff
wird das Holz auf mechanischem Weg zerkleinert (geschliffen, gemahlen), wobei
ständig Wasser zugeführt wird. Die durch die starke Reibung entstehende Tem-

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