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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 300
(PDF, 128 MB)
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Ausmündung in die Ebene. Die Papierfabrikation des Murgtals ist jungen Datums.
1837 wurde den Forbacher Bürgern Nikolaus Barth und Franz Joseph Wunsch
erlaubt, an Stelle ihrer Sauerkleefabrik eine Papiermühle zu errichten. In die achtziger
Jahre fällt die Gründung der Großindustrie: 1881 wurde die Gernsbacher
Zellulosefabrik Schultz & Cie. gegründet, aus der die Firma Schoeller & Hoesch
hervorging. Nachdem der Fabrik, die sich mit der Herstellung von Natron-
Zellulose befaßte, durch die aufblühenden Sulfitzellstoffabriken (siehe oben Trick -
Kehl, Waldhof und Maxau) eine starke Konkurrenz erwachsen war, ging das
Unternehmen 1896 zur Papierfabrikation über. Zwei Jahre darauf wurde die
Firma in die Zellulose- und Papierfabrik Gernsbach G. m. b. H. umgewandelt. Zu
Beginn des neuen Jahrhunderts wurde die Zelluloseherstellung ganz aufgegeben
und dafür die Fabrikation von Papier weiter ausgedehnt. Mit einer zweiten
Papiermaschine wurde die Herstellung von Seidenpapier verstärkt und 1904 ein
Hadernhalbstoffwerk errichtet, das den Ausgangsstoff für Hadernpapiere feiner
Qualität lieferte. Die Firma hieß nun Seiden- und Zigarettenpapierfabrik Schoeller
Sc Hoesch G. m. b. H. 1922 liefen sechs Papiermaschinen, 1939 waren es neun.
Das Werk verlor zwei der modernsten Papiermaschinen mit den Ausrüstungsanlagen
durch Demontage, konnte aber 1955 die Zahl von neun Papiermaschinen
wieder erreichen. Zur Herstellung der Spezialprodukte Kondensatorpapier, Zigarettenpapier
, Karbonrohpapier, Dünndruckpapier u. a. werden die Hadern
in der fabrikeigenen Anlage aufgeschlossen, die Rohmasse auf den Papiermaschinen
verarbeitet und mit großem technischem Aufwand das Papier zum Fertigprodukt
veredelt. Die „Weisenbachfabrik" ist oben bereits erwähnt worden, ebenso die
Oberkircher Firma Köhler. Es wäre noch hinzuweisen auf große Anlagen in Lauf
bei Bühl, Kappelrodeck, Gengenbach, Zell, Achern: wenn keine weiteren Firmen
erwähnt werden, so soll dies keinerlei Herabsetzung bedeuten. Neben der Papierfabrikation
hat sich auch der Papierhandel in der Ortenau niedergelassen und
sorgt für die Exportierung der Erzeugnisse, soweit dies nicht durch die Fabriken
schon geschieht. Die Papierindustrie ist wichtiger Abnehmer von Energie in Form
von elektrischer Kraft und Kohle und erteilt infolge der hohen Beanspruchung
der Maschinen große Aufträge für die eisenschaffende Industrie. Die Bedeutung der
Ortenauer Papierindustrie wird unterstrichen durch die Gernsbacher Papiermacherschule
, die seit 1956 der Ausbildung der Anlernlinge der Papier-, Pappe- und
Zellstoffindustrie als „Landesberufsschule für Papiermacher" dient.

Freilich gibt es heute keine Papiermacher mehr im alten Sinn. Die Industriearbeiter
in den Holzschleifereien oder die hochqualifizierten Facharbeiter, welche
die automatischen Papiermaschinen bedienen, wie auch die vielen Arbeiterinnen,
die in den Sälen der Fabriken die Bogen kontrollieren und zählen, sind Arbeiter
des modernen Schlags. Die gedrängte Darstellung der Papierfabrikation läßt die
wichtige Rolle des Papiers erkennen. Das Papier ist seit dem Beginn der Industrialisierung
für das tägliche Leben, für Wirtschaft, Kunst und Kultur immer wichtiger
geworden. Ohne Papier ist die moderne Gesellschaft nicht denkbar. Für viele
Industriezweige ist das Papier als Rohstoff unentbehrlich, wird als Halbstoff zu
wertvollen Produkten verarbeitet und dient als Verpackung für viele Waren.

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