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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 301
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0304
Die papierverarbeitende Industrie

Neben der Veredlung von Papier in Tapetenfabriken oder bei der Anfertigung
von chemisch-technischen Papieren wären hier zu nennen die Etui- und Kartonnagenfabriken
, die eigentlichen Papierwarenfabriken sowie die Fabrikation von
Kalendern, Geschäftsbüchern und dergleichen. In weiterem Sinn ist auch das
graphische Gewerbe zur Papierverarbeitung zu rechnen. Seit alters ist die Stadt
Lahr der Hauptsitz der papierverarbeitenden Industrie der Ortenau. Aber auch
die anderen Landschaften, etwa die Rastatter Gegend, das Murgtal, Offenburg,
weisen heute Betriebe auf, die — wie in der Papierherstellung — weitgehend
spezialisiert sind.

Die 18 36 gegründete Tapetenfabrik Marschall in Kehl, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts
noch 14 Arbeiter beschäftigte, besteht heute nicht mehr. Die Fabrikation
von technischen Papieren, Kreppapier, Buntpapier und Filtrierpapieren aller Art
ist hauptsächlich im Raum Baden-Baden—Rastatt ansässig. Die „Lädlestadt" Lahr
ist jedem Schulkind der Ortenau so bekannt, daß hier nur ganz kurz darauf verwiesen
werden darf: Die erste Kartonnagenfabrik entstand 1816, d.h. zu einer
Zeit, als Kartonnageartikel in Deutschland noch wenig bekannt waren und hauptsächlich
aus Frankreich importiert wurden. In Valreas in Südfrankreich hatte der
Buchbindergeselle C. F. Dreyspring die Fabrikation von Schachteln kennengelernt,
die er, seit 1816 in Lahr ansässig, dort einführte. Er ist der Begründer der Lahrer
Kartonnagenindustrie, die 1925 an 1200 Personen beschäftigte. Nach dem Stand
vom 31. Dezember 1951 waren in der Etui- und Kartonnagenindustrie im Kreis
Lahr 1675 Personen beschäftigt, wozu noch etwa 300 in Heimarbeit Beschäftigte
kommen. Während früher ein großer Teil der Produktion an Apotheker ging (die
bekannten Apothekerschächtele), haben sich in neuerer Zeit die Lahrer Betriebe
den Anforderungen der modernen Industrie anpassen müssen. Mit ungleich größerem
Aufwand als früher werden heute die Verpackungen, insbesondere für Luxusartikel
(Parfüme, Pralinen u. ä.), ausgestattet. Diesem Bedürfnis Rechnung tragend
, haben viele Betriebe Druckereien, Blindprägereien usw. angegliedert.

Das graphische Gewerbe der Ortenau kann auf eine alte Tradition zurückblicken:
es wären nur zu erwähnen die Firma Moritz Schauenburg in Lahr (gegründet
1794), die den „Lahrer Hinkenden Boten" und das Deutsche Kommersbuch verlegt
, und die Firma Ernst Kaufmann in Lahr (gegründet 1816). Längst ist nicht
mehr Lahr allein die Stadt der Drucker und Verleger, andere Städte weisen namhafte
Betriebe auf (Offenburg, Rastatt, Kehl usw.). Von der Nennung einzelner
Firmen sei abgesehen, mit einer Ausnahme, die der Leser wohl entschuldigen wird,
denn sie betrifft die Firma, die das gegenwärtige Heft der Zeitschrift „Die Ortenau"
gedruckt hat: die Konkordia AG. in Bühl. Von einer Anzahl Lehrer wurde 1881
die Gründung einer „Lehrergenossenschaftsdruckerei und Verlagsgesellschaft" beschlossen
und bald darauf der Betrieb in Bühl eröffnet. Gegenstand des Unternehmens
bildeten die Herstellung von Schulbüchern und Heften, die Übernahme
einschlägiger Druck- und Verlagsgeschäfte sowie der Vertrieb von Bedarfsmitteln
für den Unterricht. Aus bescheidenen Anfängen hat sich ein Betrieb entwickelt,

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