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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 304
(PDF, 128 MB)
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familie Horn vom Geschäft zurück. Die Firma florierte nicht sonderlich, erst die
Aufnahme der Fabrikation von sanitären Wasserleitungsartikeln, worauf sich
das Werk seit 1914 spezialisierte, brachte neuen Aufschwung.

Die Glasherstellung

Im 18. Jahrhundert sind in der Ottenau mehrere Glashütten nachzuweisen
(Gaggenau, Herrenwies, Nordrach usw.). Für die Glasfabrikation waren neben dem
Vorkommen geeigneten Sandes viel Brennmaterial und die Anlieferung von Asche
(zur Bereitung von Pottasche) notwendig. Da die in den Haushaltungen gesammelte
Asche nie zur Bedarfsdeckung der Glashütten ausreichte, mußten die Glashütten
selbst die Pottasche herstellen. Wegen des großen Holzbedarfs siedelten sich die
Glasmacher gern in Waldgebieten an und trugen so wesentlich zur Erschließung
des Schwarzwaldes bei. Allerdings hatte diese Rohstoffnähe auch den Nachteil
des weiten und beschwerlichen Weges zum Abnehmer. Hier sollen nur zwei Produktionsstätten
betrachtet werden: Gaggenau und Achern.

1773 wurde durch Anton Rindenschwender die Mitteiberger Glashütte (bei
Freiolsheim) nach Gaggenau verlegt. Anton Rindenschwender, Oberschultheiß in
Gaggenau, war Teilhaber der Murgschifferschaft. Von ihr und von der Landesherrschaft
bezog er das erforderliche Brennholz (etwa 1500 Klafter jährlich). Das
erzeugte grüne Glas war von vorzüglicher Qualität, das farblose Glas dagegen
trübte allmählich nach. Im Jahr 1800 wurden 16 Glasbläser, 3 Glasschneider und
Glasschleifer, 1 Menger, 1 Pottaschesieder sowie 8 Holzspalter und Taglöhner beschäftigt
. Da auch die Ehefrauen und Kinder mitarbeiteten, waren es zusammen
über 50 Beschäftigte. Die Glashüttensiedlung zählte um 1800 rund 240 Einwohner.
Nach dem Tod des Gründers ging das Geschäft auf die zahlreichen Nachkommen
über, die mit wechselndem Glück die Hütte weiterbetrieben. 1869 ging die Firma
in Konkurs. Auch die nachfolgenden Inhaber hatten wenig Glück. So kam schließlich
die Absicht der Eisenwerke Gaggenau, ihre Anlagen zu erweitern und das
Glashüttengelände für diesen Zweck zu kaufen, sehr gelegen. 1910 wurden Bauten
und Terrain verkauft; die Fabrikgebäude wurden abgerissen und an ihrer Stelle
eine Eisengießerei errichtet.

Georg Böhringer, aus einer Glasfabrikantenfamilie des Glashüttendorfes Buhl-
bach bei Freudenstadt stammend, gründete 1885 in Achern eine Champagner-
flaschenfabrik, die im September 1886 die Produktion aufnahm. Die Ansiedlung
der Glasindustrie, veranlaßt durch die günstige Verkehrslage an der Rheintalbahn
und durch das Vorkommen geeigneter Rohstoffe in der Nähe von Achern, wurde
von der Stadtverwaltung Achern nach Kräften gefördert, denn trotz mannigfacher
Versuche war Achern bis dahin nur Sitz kleinerer Betriebe. Der Ausbau der Fabrik
schritt rasch voran: Dem ersten Glasofen folgte 1887 ein zweiter, 1890 konnte der
dritte Ofen angeblasen werden. Mit der Fabrikanlage waren Werkwohnungen
(zuerst 30 Wohnungen in 3 Wohnblöcken, später 60 Wohnungen) errichtet worden
, wodurch die Facharbeiter enger an das Werk gebunden wurden. Über die

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