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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 305
(PDF, 128 MB)
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Glasarbeiter schrieb der Bezirksarzt von Achern in seinem Jahresbericht 1898:
„Doch sind gerade hier statistische Daten schwer zu erhalten, da die Seßhaftigkeit
dieser Klasse von Arbeiterbevölkerung eine sehr geringe ist, vielmehr die Glasmacher
sehr häufig ihren Aufenthaltsort wechseln und in anderen Glasfabriken der
verschiedensten Länder neue Arbeitsgelegenheit aufsuchen." Diesem Übelstand
wollte Böhringer begegnen, doch scheint der Wohnungsbau allein nicht geholfen
zu haben, denn die Arbeiterschaft, insbesondere die jugendlichen „Einträger", wechselte
dauernd. 1890 wurden neben Champagnerflaschen auch Bier-, Wein- und
Wasserflaschen in das Produktionsprogramm aufgenommen. Nach dem Tod des
Gründers (1887) führten dessen Geschwister die Fabrik weiter; 1890 wurde das
Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Während bis zur Jahrhundertwende
alle Flaschen mundgeblasen wurden, setzten sich seit 1903 die halbautomatischen
Maschinen und sodann die vollautomatischen Fabrikationsanlagen
durch (1927). Die Handarbeit war mühselig und schwer. Die „Einträger" hatten
den Glasbläsern die frisch geblasenen Flaschen abzunehmen und in die Kühlöfen
zu tragen, sie mußten ferner den Bläsern die gebrauchten Pfeifen abnehmen und
frische reichen. Außerdem mußten sie die Flaschen nach erfolgter Abkühlung aus
den Kühlöfen herausholen. Es würde natürlich zu weit führen, hier den technischen
Vorgang des Glasmachens zu schildern. Die hoffnungsvolle Aufwärtsentwicklung
wurde bei Ausbruch des ersten Weltkrieges jäh unterbrochen, es folgten nacheinander
Inflation und Weltwirtschaftskrise, so daß vorübergehend sogar die
Produktion stillgelegt werden mußte. Durch die 1932 geschaffenen engen Verbindungen
zu den Gerresheimer Glashüttenwerken gelang es, die Produktionsanlagen
zu modernisieren und neue Absatzmärkte zu erschließen. Gegen Ende 1944,
als die Front schon am Rhein verlief, mußten die Öfen stillgelegt werden. Erst 1946
konnte der Betrieb wieder in Gang gesetzt werden. 1949 wurde die Fabrikation
von weißen Flaschen und Industriekonservengläsern aufgenommen, was große Investitionen
erforderte. Dank dieser Anstrengungen war es möglich, die Gesamtproduktion
im Geschäftsjahr 1958 um 200 % gegenüber 1938 zu steigern. Die
Erzeugnisse der „Glashütte Achern G. m. b. H." sind durch die Verwendung des
Schwarzwaldgranits, der in eigenen Anlagen aufbereitet wird, besonders tem-
peraturwechselbeständig. So wurden die Flaschen aus Achern bald von den süddeutschen
Brauereien zu Pasteurisierungszwecken verwendet. Von den vielen heute
in Achern produzierten Spezialflaschensorten seien hier nur die typischen Flaschen
für das einheimische Kirschwasser erwähnt.

Der Hauptsitz der Glasbearbeitungsindustrie, die einen ganz neuzeitlichen
Charakter hat, liegt in der Offenburger Gegend, zum großen Teil in der Stadt
Offenburg selbst. In diesem Zusammenhang wären auch noch die Emailplakatfabriken
zu nennen.

Die übrigen Industriezweige

Eine Darstellung der Ortenauer Industrie wäre unvollständig ohne die Erwähnung
der Holzindustrie: Möbelfabriken, Kistenfabriken, die Herstellungsbetriebe
für Holzwerkzeuge, Maßstäbe, Rechenschieber, um nur einige aufzuzählen.

20 Die Ortenau

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