Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 310
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0313
der Korrektionsarbeiten (1876) konnte an einen Ausbau des Hochrheins für die
Schiffahrt gedacht werden. Zwei Anschauungen standen sich gegenüber: Kanalbau
und Regulierung des Rheins. Die elsässischen Wasserbautechniker vertraten im
Einklang mit weiten Kreisen der elsässischen Interessenten die Auffassung, daß eine
weitere Verbesserung der Rheinschiffahrtsstraße nicht möglich sei und daher Straßburg
durch einen Kanal mit dem Unterrhein verbunden werden müsse. Im Gegensatz
dazu war die badische Wasserbauverwaltung der Ansicht, daß die Lösung
nicht im Bau eines Seitenkanals, sondern im Ausbau des Rheins selbst gefunden
werden kann. In rascher Folge erschienen verschiedene Schriften der Wasserbautechniker
, von denen besonders Honseils im November 1889 erschienene Schrift
„Die Wasserstraße zwischen Mannheim/Ludwigshafen und Kehl/Straßburg —
Canal oder Freier Rhein?" erwähnt werden muß. In grundlegender Weise stellte
er die Möglichkeit einer weiteren Regulierung des Oberrheins für die Schiffahrt
dar und wies überzeugend die Unterlegenheit des Seitenkanals gegenüber dem
freien Rhein nach. Nach Honsell sollte durch den Einbau von „Buhnen" der Rhein
gezwungen werden, selbst eine Fahrrinne von 2 m zu schaffen und zu erhalten. Es
ist begreiflich, daß die badische Regierung keine Sympathien für einen linksrheinischen
Seitenkanal aufbringen konnte, der einseitig dem linken Rheinufer zugute
kommen mußte, Baden durch die Ablenkung des Rheins außerordentlich schädigen
mußte und darüber hinaus alle Möglichkeit ausschloß, in absehbarer Zeit zu einem
großzügigen Ausbau des Rheins zu kommen. Die weitere Entwicklung hat der Haltung
Badens dann auch durchaus Recht gegeben.

Die Geschichte der Regulierung des Oberrheins gleicht in vielem einer Tragikomödie
mit Intrigen (bis zum Kaiser hinauf, denn das Elsaß war ja „Reichsland"),
mit Verwirrungen und plötzlicher Umkehr der Situation. Seit 1893 wurden allgemeine
Verhandlungen zwischen den Regierungen geführt, 1895 wurde die technische
Seite des Problems erörtert und Honsell von den drei Regierungen (Bayern,
Elsaß-Lothringen und Baden) mit der Ausarbeitung des Projekts beauftragt. Dieses
Projekt lag fertig im Februar 1897 vor, aber nun erhob sich die Frage, wie die
Baukosten aufzubringen seien. Nach langem Verhandeln kam am 28. November
1901 in Baden-Baden die „Ubereinkunft zwischen Baden, Bayern und Elsaß-
Lothringen über die Regulierung des Rheins zwischen Sondernheim und Straßburg
" zustande. Damit war aber die Ausführung noch nicht sichergestellt, denn
das Abkommen mußte noch ratifiziert werden. Heftig entbrannte beiderseits des
Rheins der Meinungsstreit aufs neue. Der badische Landtag forderte eine Herabsetzung
des badischen Kostenanteils, eine Änderung der Tarife der elsaß-lothringi-
schen und badischen Eisenbahn und die Abschaffung oder Abänderung des Oktrois
im Elsaß, daß es nicht weiter als eine Art Schutzzoll gegen bearbeitete Erzeugnisse
aus Baden wirken könne. Die Einigung kam aber doch zustande. Die Stadt Straßburg
stellte einen Beitrag von 1 Million Mark zur Verfügung, das Rheinisch-
Westfälische Kohlensyndikat in Essen und die Rheinische Kohlenhandel und Reederei
G. m. b. H. (Kohlenkontor in Mühlheim an der Ruhr) schössen 700 000 Mark
zu. Im Januar 1906 wurden die Ratifikationsurkunden ausgetauscht. Im Juni und
Juli des gleichen Jahres bewilligten der badische und bayerische Landtag jeweils

310


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0313