Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 334
(PDF, 128 MB)
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es nur ganz rohe Proben plastischen Gestaltens, meist auf Türstürzen wie an der
Kirche zu Wittelbach, oder ein fragmentiertes Sturzstück aus Schuttern
mit Darstellung eines stilisierten Löwen, der ein Lamm oder Rind verschlingt,
und eines gegen einen Löwen kämpfenden Ritters. In Reichenbach bei
Gengenbach wurde auf dem Türsturz eine unbeholfene, schwerfällig gehaltene Darstellung
des thronenden Herrn, der einem Engel ein Schriftband und dem hl. Petrus
den Schlüssel überreicht, angebracht. Auch ein isolierter Kämpferstein mit romanischen
Ranken hat sich dort noch erhalten. In Haslach enthält ein von einem
Flechtband umzogenes Rundbogenfeld, wohl noch von einer früheren Kirche, die
Darstellung des Sündenfalles, wobei das ganz unbeholfen behandelte Stammpaar
zwischen zwei stilisierten Bäumen steht, rechts davon Gott mit Kreuznimbus über
einer Wolke thront und weiter nach rechts eine kleine Gestalt noch steht. In
Ha us ach ist ein ähnliches romanisches Bogenfeld, wohl ebenfalls des 12. Jahrhunderts
, an der Nordwand der alten Kirche eingelassen mit einer für die Zeit
charakteristischen Darstellung des Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes; die
Seitenzwickel wie das obere Bogensegment sind gefüllt mit Rundbogen auf Säulchen
vom Hirsauer Typ. Diese Reste früher Plastik aus unserer Gegend, die mit einfachen
Symbolen die Grundwahrheiten des Christentums, Sündenfall und Erlösung,
die Macht des Bösen und ihre Überwindung, veranschaulichen, lassen sich durch
mancherlei Parallelen in Südwestdeutschland (Freiburger Münster, Querschiff;
Alpirsbach; Pforzheim, Altstädter Kirche; Dorlisheim; Andlau; Bergholzzell im
Elsaß 8a), jetzt in Kolmar u. a. O. m.) belegen; sie stellen die frühesten künstlerischen
Ausdrucksformen christlicher Ideen im Mittelalter dar, in der Ausführung noch
roh und unbeholfen, in der Technik plastischen Gestaltens noch sehr mangelhaft.
Auch die Klosterkirche von Gengenbach hat noch einige Skulpturen aus romanischer
Zeit gerettet; an der stark veränderten Westfassade ist noch ein Adler von einem
Zyklus der Evangelistensymbole, die möglicherweise zu einer Tympanongruppe des
thronenden Herrn gehörten, zwei Löwenkonsolen von Kämpfern und ganz oben
in der Giebelnische eine sitzende Madonna mit Kind zu sehen, letztere starr frontal,
im Motiv zusammengehend mit einer an der Kirche zu St. Ursanne im Jura und
der schon der reifen Kunst angehörigen in Notre Dame zu Paris, aber vom früheren
Bau stammend. Viel bedeutsamer und künstlerisch ausgereifter ist die Plastik der
Schwarzacher Klosterkirche. Das Tympanon des Hauptportals ist hier gefüllt
mit einer Reliefgruppe des thronenden Herrn in Segensgestus zwischen den
Apostelfürsten, den Patronen der Kirche. Die Darstellung bekundet einen auffällig
zwiespältigen Charakter, ein starkes Archaisieren, vor allem auch im Kopftyp
des Herrn, daneben aber eine lebensvolle Natürlichkeit in Ausdruck und Gesten,
in denen hoheitsvoller Ernst und Feierlichkeit sich ausspricht, eine überraschende
Fertigkeit im Reliefstil und gutes Verständnis für körperliches Ebenmaß, gleichzeitig
aber ein völliges Versagen, die Gruppe räumlich unterzubringen: alle drei
Gestalten hängen in der Luft. Man hat den Eindruck, daß der Steinmetz eine ältere

8a) Zur elsässischen Plastik dieser frühen Zeit vgl. auch: Wolfgang Kleiminger, Die Plastik im
Elsaß 1260—1360, Freiburg i. Br. 1939, und Robert Will, Repertoire de la sculpture romane de l'Alsace,
Strafiburg 1955.

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