Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 362
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0365
Schwaigern u. a.). Er hat uns da fast durchweg den Menschen der Renaissance-Auffassung
gegeben, frei von aller konventionellen Typik das lebensvolle, lebenatmende
Individuum im Bewußtsein des Eigenwertes, wundervoll differenzierte Charaktergestalten
, die fast durchgehend in einem dekorativen oder architektonischen
Rahmen von merkwürdig mißratenem Aufbau und Durchbildung stehen. Das
Denkmal des Jörg von Bach (f 1538), des letzten seines Stammes, an der Außenseite
des Chores der Stadtkirche zu Offenburg, zeigt ihn wohl am besten in
seiner Größe wie in seiner wohl zumeist der Werkstatt zuzuschreibenden Schwäche.

Auffallend wenig an Werken der Edelschmiedekunst hat sich in unserem Gebiet
aus dem eigentlichen Mittelalter erhalten, besser gesagt so gut wie gar nichts. Das
kostbarste Werk, in seiner Art von einzigartigem Wert, war das Reliquienkästchen
im Kloster Lichtental, das in herrlichstem, transluzidem Email auf den
Wand- und Schrägdeckelflächen Darstellungen einzelner Heiliger und ganzer
Szenen (Verkündigung, Anbetung der Könige, Darbringung im Tempel u. a.) enthielt
und laut Beischrift von der nachweislich schon 1305 im Kloster weilenden
Nonne Greta Pfrumborn aus Speyer gestiftet war, als Beispiel einer zahlenmäßig
beschränkten Gruppe von Werken in einer am Oberrhein in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts geübten Emailtechnik. Es wird ewig bedauerlich bleiben, daß dieses
höchst wertvolle Denkmal im späten 19. Jahrhundert aus dem Kloster durch
skrupellose Unterhändler in den Handel kam und vor etwa anderthalb Jahrzehnten
aus dem Besitz des Grafen Arco-Zinneberg nach Amerika (Pierpont-Morgan?)
wanderte19). Ein prächtiges Werk reichster Spätgotik besitzt die Stadtpfarrkirche
zu Offenburg an dem silbergetriebenen Vortragskreuz 22a) von 1515, das laut
Meisterzeichen am Ort entstanden ist. Was daran weiterhin beachtenswert ist, ist
die auf der Rückseite des Schaftes eingravierte Madonna, die genau einen Dürerstich
(Madonna mit dem langen Haar und Stirnband) wiedergibt. Von Werken anderer
Art aus dieser Zeit sei noch der Bronzelöwe aus der Kirche in Ober-
achern erwähnt, der als Gießgefäß bei der Fußwaschung am Gründonnerstag
diente und ein treffliches Werk der Gießkunst aus dem späten 15. Jahrhundert war.
Auch dieses Stück ist aus dem Bezirk verschwunden; als Folge der Ausstellung in
Karlsruhe im Jahr 1881 wurde es, am Orte selbst wenig mehr beachtet, nach Frankreich
verkauft.

Stärker noch als die Plastik ist das Gebiet der mittelalterlichen Malerei bei uns
durch die Schicksale der Zeit und menschlichen Unverstand gelichtet worden. Es
sind lediglich einige, durch reinen Zufall zumeist, erhalten gebliebene Fragmente,
die sich fast gleichmäßig auf die drei Gruppen Wand-, Tafel- und Glasmalerei verteilen
. Die verbreitetste, auch in einfachen Landkirchen noch vorhandene war
zweifellos die des Wandfreskos, auch wohl die älteste. Es dürfte kaum eine mittelalterliche
Kirche gegeben haben, die diesen Schmuck, der gleichzeitig Belehrungsund
Anregungsmittel war, nicht gehabt hätte. Durch den Verlust fast aller Gottesruhe
1917, S. 10); es wären ihnen aber noch verschiedene andere zuzurechnen, um das künstlerische Werk
einigermaßen zu vervollständigen.

lö) Vgl. über die kunstgeschiditliche Bedeutung die kurze Notiz in L e h n e r t , Illustr. Gesdi. des Kunstgewerbes
I, 320 ff.

S2a) Vgl. Inge S c h r o t h , a. a. O., S. 55.

362


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0365