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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 378
(PDF, 128 MB)
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gründlich umgebaut, ist dagegen das von L a h r. Es war im Kern noch rein gotisch,
wie die großen Spitzbogen der untern Halle und die Fensterprofile ohne weiteres
zeigen; der mehrfach gebrochene Volutengiebel aber war schon eine Neuerung der
deutschen Renaissance. Eine hohe Freitreppe an der einen Langseite mit Maßwerk-
brüstung führte ins Obergeschoß; ihre obere Plattform war überdeckt von einem
auf Säulen ruhenden Baldachindach. Und hier kam der neue Stil mit seinem Beschlägornament
und den korinthischen Kapitellen rein zum Durchbruch. Datiert
ist dieser altanartige Überbau vom Jahre 1608. Der heute unverständliche radikale
Umbau am Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts hat dem Bau bedauerlicherweise
alle Schönheit und den ganzen Stilcharakter geraubt. Wesentlich
einfacher und anspruchsloser ist das Rathaus von Schilt ach vom Jahre 1590
gehalten, das dem Erbauer des Stuttgarter Lusthauses Beer oder Schickhardt zugeschrieben
wird. In ursprünglichem Zustand noch ziemlich unverändert erhalten
ist aber das nicht sehr große Rathaus von Gernsbach"13) (1617—1618 als
Privathaus erbaut); die reiche Dekoration des Äußern sehr fein durchgebildet. Im
Winkel zweier Straßenzüge errichtet, ist diese Lage noch besonders betont durch
einen kräftigen, im Eck vorgekragten Achteckerker, der Giebel der einen Straßenseite
mit Voluten und Obelisken besetzt, der der anderen als Zwerchhaus ausgebildet
, die jederseits nur drei doppeltgeteilten Fenster mit flachem, gebrochenem
Giebel überdacht. In Einzelheiten macht sich schon über den Renaissancestil eines
Schickhardt hinaus das Nahen des Barock bemerkbar.

Der Wohnbau der Renaissancezeit ist fast noch gründlicher als die großen
Monumentalwerke unter der Wirkung der späteren Kriege und vor allem der
Modernisierungswut der Neuzeit verschwunden. In belebteren Städten haben gerade
die letzten Jahrzehnte mit den schönsten, über alle früheren Fährlichkeiten hinweggekommenen
Beispielen aufgeräumt, wie mit dem des prächtigen Pfaffschen Hauses
in Gengenbach. Erhalten ist noch das einfache Gebäude der Einhornapotheke
mit Volutengiebel in Offenburg (1599). Im holzreichen Gebiet der Schwarzwaldtäler
sind ungemein malerische Fachwerkbauten in den Stilformen der deutschen
Renaissance entstanden, von denen sich noch manche schöne Beispiele in
Gengenbach 2,b), S c h i 11 a c h 2ä) (besonders das Gasthaus zum Adler vom
Jahre 1604 mit reichem Erkerausbau), in Gutach, Kirnbach und Oberkirch
(besonders der Neuensteinerhof, jetzt Gasthaus zur Sonne, von 1629 26b))
gerettet haben.

23b) Vgl. Arnold Tschira, a. a. O., S. 371 ff. — Lacroix, Niester vermuten, daß als
Architekt Johannes Schoch, der Erbauer des Heidelberger Friedrichsbaues, in Frage kommt. Siehe „Kunstwanderungen
", S. 220, mit Abbildung. — Das Gebäude wurde im Jahr 1959 an seinem gesamten Äußeren
einer gründlichen Instandsetzung unter Sicherung der wertvollen Werksteinarchitektur unterzogen.

24b) Aus Anlaß des im Herbst 1960 statt6ndenden 600 jährigen Jubiläums der Erklärung Gengenbachs zur
Freien Reichsstadt erhält das Bild der Altstadt eine großzügige Bereinigung im historischen Sinne, unter anderem
auch durch Freilegung der zwischenzeitlich verputzt gewesenen Fachwerkhäuser, die zum Teil noch aus
der von Sauer besprochenen Stilepoche stammen.

Vgl. HermannSchilli: „Gengenbach als Fachwerkstadt" in Gengenbach, Vergangenheit und Gegenwart
, J. Thorbecke, Konstanz 1960, mit zeichnerischen Aufnahmen.

25b) Vgl. Arnold Tschira: „Das Fachwerkhaus in Schiltach" im Jahresband 1935 der Badischen
Heimat mit zeichnerischen Aufnahmen und Abbildungen.

26b) Hier darf auch auf das nur wenige Jahre jüngere Gasthaus „Obere Linde" hingewiesen werden. Vgl.

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