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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 399
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fassungsmauern vernichtete. Auch mit dem Neubau des Klosters Lichtental40a)
war Thumb in den Jahren 1728/1731 befaßt und in Ettenheimmünster*la)
mit dem Neubau des Klosters (1725 bis 1736) und dem Umbau der aus dem
17. Jahrhundert stammenden Kirche (1718 bis 1721). 1738/1739 wurde er mehrfach
nach Rastatt gerufen wegen des Baues des Piaristenklosters 42b), aber von
Rohrer schließlich aus dem Feld geschlagen.

In Offenburg lagen 1700 für den Wiederaufbau des Langhauses der Stadtkirche423
), deren weniger radikal zerstörter Chor bereits einige Jahre wieder in
Gebrauch war, Pläne des Straßburger Baumeisters Joh. Wilh. Zäpfle vor,
doch wurde unmittelbar darnach der Vertrag mit Franz Beer und K o n r a d
A 1 b r e c h t aus dem Bregenzer Wald geschlossen. Wie der schön gegliederte Fassadenturm
für diese Stilherkunft zeugt, so auch das mit Seitenemporen versehene
Langhaus, das wohl dreischiffig angelegt, doch mehr als mit Umgang versehene
Halle wirkt. Die Emporen über den Seitenschiffen sind in Kapitellhöhe der Pfeiler
angebracht und bis an deren Stirnseite vorgelegt; erst erheblich über der Emporenbrüstung
schließen die Pfeiler mit dem kräftig profilierten, die Rundbogenansätze
tragenden Kämpfer ab. Die Stuckdekoration des Tonnengewölbes ist sehr zurückhaltend
und schlicht. Die Stadt scheint, so kurze Zeit erst nach den schweren Heimsuchungen
, zu äußerster Sparsamkeit genötigt gewesen zu sein. So erklärt es sich
wohl auch, daß die weitere Innenausstattung mit z. T. lebenswichtigen Gegenständen
, wie mit Altären, Kanzel und Chorgestühl, erst sehr viel später angeschafft
wurde: die Altäre432) in dem pomphaften Bühnenaufbau des Barock mit Säulen
und Baldachinen, dazwischen stehenden Heiligen und schwebenden Puttenengeln
lieferte 1740 Franz Lichtenauer, die Orgel 1760 der Offenburger Orgelbauer
IgnazSeuffert; die Presbyterien 1784 der in den interessanten Übergangsformen
vom Rokoko zum Empire schaffende und vielbeschäftigte J. N.
Speckert von Offenburg, der gleiche auch in Stuckmarmor 1792 die Kanzel
mit sieben Alabasterreliefs. In ähnlicher Anlage und Stilform wurde 1702 auch
die Franziskaner- oder Klosterkirche44a) wiederhergestellt als einschiffige Emporenhalle
mit seitlichen Kapellen, noch einfacher in ihrer Innendekoration als die Stadtkirche
, aber mit um so üppigeren Altarbauten in überreicher Verschnörkelung und
Ornamenthäufung. Die fast gleichzeitig wiederaufgebaute Kirche des Andreasspitals
(1701) hat noch stärkere Anklänge an den Renaissancestil am Portal.

40a) Vgl. B. B a u e r , Das Frauenkloster Lichtental, 1896, 117 ff.

41a) Vgl. Adolf Hacker, Ettenheimmünster. Seine Baugeschichte. Würzburg 1938.

42b) Das Piaristenkloster, ein Werk des jüngeren Rohrer, ist das erweiterte Hofpfarrhaus, das heutige
Ludwig-Wilhelm-Gymnasium.— Vgl. A. M. Renner: „Der Umbau des Hofpfarrhauses zum Piaristenkloster
", a. a. O., S. 96, mit historischen Plänen. — Dieselbe: „Baugeschichte des Gymnasiums in Rastatt" in
Humanitas, 150 Jahre Ludwig-Wilhelm-Gymnasium Rastatt, Pabelverlag 1958, Rastatt, S. 55 ff., mit historischen
Plänen.

42a) Vgl. H. G i n t e r , Barock in Südbaden, S. 10. — Derselbe, Kriegsnot und Wiederaufbau in der
Pfarrei Offenburg, Freib. Diöz. Archiv 69, 1949, S. 149 ff.; 1938, S. 13 ff.

43a) Gelegentlich der großen Inneninstandsetzung vom Jahre 1956 konnte das Hochaltarblatt als Werk
des bekannten schwäbischen Barockmalers Josef Esperlin (1707—1775) aus dem Jahre 1740 nachgewiesen
werden. Vgl. H. G i n t e r in „St.-Konrads-Blatt" 1956, S. 1176 ff.

44a) Vermutlich ist sie ein Werk des Laienbruders Ulrich Beer, der auch für die Franziskanerklöster in
Uberlingen, Konstanz und Villingen arbeitete.

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