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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 8
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Weg nach der Eck war besonders während der Winterszeit auch für einen
Junglehrer schon eine Leistung. Sonderlich fest scheint seine Gesundheit
ohnedies nicht gewesen zu sein, 1874 raffte ihn eine ansteckende Krankheit
hinweg. Die Schwiegereltern behielten die Tochter und die vier Kinder in
liebender Obhut und sorgten nach dem ebenfalls vorzeitig erfolgten Tode
der jungen Mutter weiter für sie. Die ganze Erziehungslast ging auf die
Schultern der Großmutter über, als auch diese Witwe geworden war. Mit
straffer, doch nicht harter Hand zog sie die vier Enkel unter denkbar
schweren Opfern groß. Der ältere der beiden Brüder wurde Koch und
wanderte nach Beendigung der Lehre nach England aus. Den jüngeren
Bruder, Otto, ließ die Großmutter mit fremdem Geld studieren, er wandte
sich der Philologie zu.

Der Forschergeist in Stemmler war nun erwacht. In unermüdlicher, opferwilliger
Schaffensfreude drang er ins innerste Wesen der Seele des Talvolkes
ein, und in den Jahren zwischen 1919 und 1925 übergab er der „Ortenau"
die ersten Früchte seiner archivalischen Forschungen. Die erste der Veröffentlichungen
behandelte den „Dorfkirchenbau mit Pfarreigründung in der
Markgraf schaff Baden gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts"; 1924
folgte eine ethymologische Untersuchung über die Entstehung der Bezeichnung
„Hornisgrinde". Weitere Arbeiten erschienen 1933 in der „Ortenau":
„Auflösung der Waldgemeinschafl des Waldhägenichs und des Windecker
Forstes mit besonderer Berücksichtigung der Gemeinde Neusatz" und 1937:
„Auflösung der Windecker Waldgemeinschafl" und schließlich 1949: „Die
Ortenau in Abt Gaissers Tagebüchern." Insbesondere die Arbeiten von 1937
und 1949 haben dem unermüdlich schürfenden Forscher die erstrebten Einblicke
in die Charaktereigenschaften seiner Neusatzer ermöglicht. Als besonders
wertvoll erachtete er deren zähes Festhalten an althergebrachten
Anschauungen, über Rechte, die ihren Ursprung in der Rechtsverfassung der
keltischen Vorfahren haben mögen. Hieraus ersah er auch, daß die scheinbar
erloschene Erinnerung an die Schloßherren kein Vergessen war, sondern
grollendes Schweigen über den mehr oder weniger gewalttätigen Übergang
eines Teiles ihrer Ernährungsgrundlage in das Eigentum und die Nutzung
dieser Fremden.

So erwuchs Stemmlers Hauptwerk: „Die Geschichte der altbadischen
Gemeinde Neusatz mit Waldmatt." Es kam als Buch 1948 heraus und war
in liebevoller Dankbarkeit den Großeltern gewidmet. In lebensvoller Schilderung
vertiefte der Verfasser sich in die äußerst mühevolle, mit unentwegter
Zähigkeit durchgeführte Arbeit der ersten Siedler des Tales und ihrer Nachfahren
in dem engen und steilwandigen Tal zur Schaffung erster Grundlage
für karges Dasein. Sein Mitfühlen begleitete seine Neusatzer bei den mit
äußerster geistiger Zähigkeit geführten langjährigen Verhandlungen mit den
Staatsbehörden um die Ausweitung der land- und forstwirtschaftlichen
Daseinsgrundlagen, er durchlitt mit den Auswanderern der Hungerjahre


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