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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 20
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Es wird auch von anderem Derartigem gesprochen, ich will aber Deine Ohren mit solchem
Gerede des gemeinen Volkes verschonen." 4)

Wie war nun die Lage in Schiltach? Die Bevölkerung war am Gründonnerstag
von der Frühkirche nach Hause gekommen und man saß gerade beim Morgenessen
; es war zwischen 8 und 9 Uhr, als Feueralarm gegeben wurde. Und dann
war alles sehr schnell gegangen, es war noch kaum zu fassen. Die Altstadt innerhalb
der Ringmauer war völlig niedergebrannt. Das Riegelfachwerk, die Schindeldächer
, die Heuböden und all das Holzwerk boten dem Feuer reichliche Nahrung.
In dem Gasthaus des Schultheißen Hans Schernle am unteren Tor
war das Feuer ausgebrochen. Der Westwind, welcher im Frühjahr meist heftig
durch das enge Kinzigtal heraufbraust, trieb die Flammen über die am ansteigenden
Marktplatz sich steil überhöhenden Schindeldächer hinweg, und über das
untere Tor wurden die Häuser an der Nordseite erfaßt, und so loderte der Brand
durch die enge Gasse gegen das hintere Tor. Die ganze Stadt war ein Flammenmeer
. An die Rettung von Hausrat war nicht zu denken, fast klingt es wie ein
Wunder, daß keine Menschenleben bei dem Brand umkamen. Die Bewohner standen
vor dem Nichts.

Für die Brandursache machte man eine Hexe verantwortlich, ein junges Weib,
dem man alsbald den Prozeß machte und es in Oberndorf auf dem Scheiterhaufen
öffentlich verbrannte. Den ganzen beschriebenen Umständen nach zu schließen,
handelte es sich aber um nichts anderes als um einen Kaminbrand, den man in
der Aufregung und in der Befangenheit des Hexenwahns nicht rechtzeitig erkannte
und löschen konnte und dafür die Schuld einer Teufelsbuhlin zuschob.

Uber die Namen der Brandgeschädigten, die Höhe des Schadens und vor allem
über den Wiederaufbau des Städtchens hören wir leider nichts. Der Brand von
1590 hat das Rathaus mit seinen Archivbeständen vernichtet. So sind wir auf
Rückschlüsse angewiesen, wenn wir uns von dem Städtchen um 1533 ein Bild
machen möchten.

Seit der Aufstellung des Lagerbuches von 1491 waren 42 Jahre vergangen. In
demselben werden 17 Wohnhäuser und Hofstätten angeführt mit den Namen
ihrer Besitzer und der Höhe des zu zahlenden Hofstattzinses. Diese Häuser lagen
alle innerhalb der Ringmauer, sie sind dem Brand zum Opfer gefallen. Ihre
Besitzer werden vielfach noch die im Jahre 1491 genannten Familien gewesen sein.
Eine große Anzahl jener Namensträger haben bis heute in Schiltach noch ihre
Nachfahren. So ist auch anzunehmen, daß der Wiederaufbau der Stadt eben
durch diese Familien erfolgte. Was blieb den Leuten auch anderes übrig 5)?

Aus den Berichten über den Stadtbrand von 1590 vermag man herauszulesen,
daß man sich 1533 bei der Neuplanung an die alten Grundrisse und zum Teil
auch an die noch erhaltenen Fundamente hielt. Auch ging man wieder mit viel
Holzwerk an die Erstellung der Häuser. An guten Werksteinen hat es in Schiltach

4) OBUS EPISTOLARUM DES ERASMI ROTERODAMI con P. S. Allen, X. Band 1532—1534, Oxford-
Ausgabe, Seite 275; auch Ferdinand Graner, Erasmus von Rotterdam und die Feuersbrunst im wirt. Städtchen
Schiltach, Zeitschrift für württ. Landesgeschichte II. Jahrgang 1938, 1. Heft.

5) H. Fautz, Die alten Lagerbücher als Quellen für die Geschichte der Gemeinden Schiltach-Stadt und
Lehengericht, „Die Ortenau", 33. Heft 1953, Seite 72 ff.

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