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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 44
(PDF, 77 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0046
einen Mann namens Franz Anton Dürr, den Urgroßvater seines Großvaters
mütterlicherseits, des Baden-Badener Bäckermeisters Alois Dürr. Jener Urahn trug
einen vornehmen Titel: er war Markgräflicher Consiliarius Commercium, Con-
siliarius aerarii Serenissimi. Und ihm schrieb man zu, wie sich bei näherem Zusehen
denn auch ergeben sollte, der Gründer von Herrenwies gewesen zu sein.

Eine merkwürdige und im 18. Jahrhundert eine recht seltsame und seltene
Sache. Sonst pflegen Gemeinden von einem Ritter oder von einem Kloster gegründet
worden zu sein, vor vielen, vielen Jahrhunderten, oder in neuerer Zeit von
einem Fürsten des Barock, man denke etwa an den Baden-Durlachischen Markgrafen
Carl Wilhelm, der Anno 1715 Karlsruhe gründete. Aber ein Kommer-
zienrat?!

Als um das Jahr 1850 in Baden-Baden der seit vielen Jahrhunderten hinter der
Spitalkirche liegende, mit dem wundervollen Kruzifixus des Niclaus Gerhaert von
Leiden geschmückte Alte Friedhof geräumt wurde, teils um Kuranlagen Platz zu
machen, teils aus anderen Gründen, da wurde eine große Anzahl von Grabsteinen
von dort auf den Neuen Friedhof, den heutigen Stadtfriedhof, einen schön gelegenen
und schön angelegten Bergfriedhof, hinaufgebracht: Grabsteine, die von
Männern kündeten, welche in der Geschichte der Stadt Baden oder der Markgrafschaft
einmal eine Rolle gespielt oder sonst einen Namen hatten. Unter ihnen befand
sich auch ein Grabstein in Kreuzform, der folgende Inschrift in Cursive trug:
Franz Anton Dürr. Markgr. Bad. Kammerrat. Gestorben 19. 1. 1781 — 82 Jahre
alt. (Vgl. Kunstdenkmäler Badens. Stadt Baden-Baden 1942. S. 192, Ziff. 30.)

Also auch hier wieder der Name jenes Mannes von Herrenwies. Die Datierung
seines Grabsteines erlaubt, auch sein Geburtsjahr festzulegen: Franz Anton Dürr
war im Jahr 1699 geboren. Sein Vater war vermutlich der in Rastatt als civis et
vitrarius Badensis 1738 verstorbene Johann Jakob Dürr: ein Mann, der etwas mit
der Glasmacherei und dem Glasgewerbe zu tun hatte, und das war nichts Besonderes
in jener Zeit, da es in der neuen Residenz des Türkenlouis und seiner böhmischen
Gemahlin, der Augusta Sibylla, von allerlei Gewerben nur so wimmelte: es war die
Zeit, da das prunkvolle Rastatter Schloß erbaut wurde und das mit so vielen
gläsernen Spielereien erfüllte Favorite erstand. Man wird bald sehen, wie sehr in
unserer Biographie des Franz Anton Dürr das Glas — und das Glück! — eine Rolle
spielen sollten.

Über die Jugend des Franz Anton Dürr weiß man nichts; als er in den Akten
auftaucht, da ist er schon der Ankerwirt von Rastatt, und außerdem trägt er den
Titel Hofglasermeister. So darf man annehmen, daß er ursprünglich das Glasergewerbe
erlernt hat — fast selbstverständlich, wenn der oben erwähnte Vitriarius
sein Vater war. Man darf ferner annehmen, aus Gründen, die mehr psychologischer
Art sind, daß ihm das Glasergewerbe als ein zu langsamer Aufstieg zu Reichtum
und Ansehen erschien — ehrgeizig und aufs Geldverdienen aus war Franz Anton
Dürr zeit seines Lebens. So kann sehr wohl sein, daß er den Ankerwirt als bessere
Grundlage seines Fortkommens vorzog, den Besitz einer Wirtschaft in der aufblühenden
jungen Residenz der Markgrafschaft, einer Wirtschaft, die übrigens
heute noch in Rastatt besteht. Aber Franz Anton Dürr hatte offenbar nicht die

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